Brisante Tokio-Mission für Deutschlands Handballer

Der Druck kann Alfred Gislason den Appetit nicht verderben. Ehe der Bundestrainer am Donnerstag Fragen zur angestrebten Olympia-Qualifikation mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft und zu Auftaktgegner Schweden (15.15 Uhr, ARD) beantwortete, naschte er noch schnell ein paar Gummibärchen.

„Weder ein Sieg noch eine Niederlage entscheidet irgendwas“, versuchte Gislason vor dem Duell mit dem Vize-Weltmeister zumindest etwas Druck vom Kessel zu nehmen. Aber auch der Isländer weiß: Geht der Auftakt vor leeren Rängen in der Berliner Max-Schmeling-Halle am Freitag schief, darf sich die DHB-Auswahl im weiteren Turnierverlauf gegen Slowenien (Sonnabend, 15.35 Uhr) und Algerien (Sonntag, 15.45 Uhr) keinen Ausrutscher mehr erlauben. Nur zwei Mannschaften lösen das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August).

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Hanning warnt vor Folgen eines Scheiterns

Am Mittwoch hatte DHB-Vizepräsident Bob Hanning, der nach dem historisch schlechten zwölften WM-Platz am Ziel Olympia-Gold festgehalten hatte, vor den Folgen gewarnt, sollten die Handballer die Qualifikation für Tokio verpassen. Es könne dann bei den Kindern „ein Mannschaftssterben geben, wie wir es im Handball noch nie erlebt haben. Wir brauchen die Präsenz bei den Sommerspielen“.

„Wir wissen um die Brisanz“, versicherte gestern Sportvorstand Axel Kromer. Kapitän Uwe Gensheimer, 2016 einer der Bronzegewinner von Rio, spürte eine „riesige Motivation“ bei sich selbst und seinen Teamkollegen.

 

Kieler Rückgrat

Den Schlüssel, um den vom Flensburger Spielmacher Jim Gottfridsson angetriebenen Schweden-Express zu stoppen, sieht Gislason in der Abwehr. Die verfügt mit den zurückgekehrten Kielern Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler wieder über reichlich Erfahrung im Mittelblock. Das THW-Duo soll das Rückgrat einer deutschen Mannschaft sein, die den Tempo-Handball wieder für sich entdeckt. „Wir brauchen mehr Gegenstoßtore als bei der WM“, forderte Gislason.

Gleichzeitig müsse sein Team „extrem schnell zurücklaufen“, um leichte Treffer der flinken schwedischen Außen zu verhindern. Übrigens reiste das WM-Überraschungsteam mit Wettkampfpraxis nach Berlin. Die Auswahl von Glenn Solberg spielte am Dienstag EM-Qualifikation gegen Montenegro (27:24).

Offene Torwartfrage

Wen er gegen Schweden ins Tor stellen will, verriet Gislason nicht. Andreas Wolffs Status als „1a-Lösung“ im Vergleich zu Johannes Bitter und Silvio Heinevetter hatte durch eine schwache WM Risse bekommen.

Noch nicht ganz sicher war am Donnerstag, ob Kreisläufer Johannes Golla fit ist. Der Flensburger hatte von der Bundesliga-Partie in Minden Adduktorenprobleme mitgebracht. „Ich gehe davon aus, dass er spielen kann“, sagte Gislason.