Der Europäische Handballverband EHF und sein Problem Gazprom

„Herzlichen Glückwunsch an Paris. Es war das erwartet harte Spiel. Es macht keinen Sinn, heute Abend über Handball zu reden. Das war’s von meiner Seite.“ So lauteten die Worte von Trainer Maik Machulla am Donnerstag nach der Niederlage seiner SG Flensburg-Handewitt in der Champions League bei Paris Saint Germain – unter dem Eindruck der fürchterlichen Geschehnisse im Osten Europas.

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Es macht auch aktuell keinen Sinn, hier in dieser Kolumne großartig analytisch oder gar humoristisch über das Thema Handball zu sinnieren. Der Krieg in der Ukraine stellt alles in den Schatten. Wen interessiert es jetzt schon, dass Handball-Napoleon Bob Hanning bei den coronageplagten Füchsen Berlin als Trainer eingesprungen ist? Dass der als norwegischer Nationalcoach zurückgetretene Ex-Flensburger Christian Berge das Millionen-Projekt Kolstad IL übernimmt? Oder dass SG-Kreisläufer Johannes Golla den zum ersten Mal ausgerufenen German Handball Award gewonnen hat? In der jetzigen Lage alles nur Randnotizen.

Stimmungsdämpfer

Echt traurig, dass die aufgeflammte Vorfreude auf die baldige Rückkehr zur Normalität in den Handballhallen einen solch gravierenden Stimmungsdämpfer verpasst bekommen hat. Tore, Tabellenplatz, Titel? Momentan nicht ganz oben auf der Prioritätenliste zu finden.

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Natürlich wird der russische Militärschlag auch große Auswirkungen auf die internationale Sportwelt haben. Spiel-Verlegungen, Meisterschafts-Absagen – und Sponsoren-Boykotte. Als Jim Gottfridsson und Co. am Donnerstag auf dem Parkett der Pariser Arena herumwirbelten, fiel am Seitenrand immer wieder der markante blau-weiße Schriftzug „Nord Stream 2“ den Zuschauern in der Halle und am TV-Schirm ins Auge. Der europäische Handballverband (EHF) lässt sich von dem zum Gazprom-Konzern gehörenden Projekt sponsern: „Die Champions League passt hervorragend zu den Werten von Nord Stream 2“, heißt es auf der Internetseite des russischen Gasunternehmens und meint damit explizit „die starke Tradition der Teamleistung und den größten Respekt vor dem Wettbewerb“. Somit ist dieses politisch umstrittene Projekt auch bei Heimspielen der SG Flensburg-Handewitt und des THW Kiel als Bandenwerbung in den beiden Hallen sehr präsent.

Klare Antwort ist nötig

Man darf gespannt sein, wie die EHF die Frage über die weitere Zusammenarbeit mit einem ihrer wichtigsten Geldgeber beantworten wird. Ein „Zeitspiel“ darf es nicht geben. Eigentlich müsste die Antwort klar sein.