DHB-Coach Gislason zur WM: „Es war deutlich mehr drin“

Fragen an Handball-Bundestrainer Alfred Gislason nach dem 31:24 (16:12)-Sieg im zweiten Hauptrundenspiel der Weltmeisterschaft in Ägypten gegen Brasilien.

Frage: Das Viertelfinale war schon vorher nicht mehr möglich. Was löst dieser Sieg gegen Brasilien nun in Ihnen aus?

Alfred Gislason: Ich freue mich, dass die Mannschaft da mit Vollgas reingegangen ist. Wir haben von Anfang an eine bessere Abwehrleistung hinbekommen und dadurch auch gute Torhüterleistungen. Und ich glaube auch, dass wir das ganze Spiel über sehr, sehr gut angegriffen haben.

Frage: Welche Bedeutung haben Spiele wie gegen Brasilien sowie am Montag zum WM-Abschluss gegen Polen mit Blick auf die Zukunft?

Diese beiden Spiele sind sehr wichtig. Ich habe extrem wenig Zeit, um die Mannschaft zu trainieren. Jedes Spiel ist extrem wichtig, weil wir uns taktisch weiterentwickeln und verbessern wollen. Man sieht das von Spiel zu Spiel, dass wir deutlich variabler werden. Das Spiel wird flüssiger. Riesenkompliment an die Mannschaft, wie schnell sie es geschafft hat, das umzusetzen. Im nächsten Spiel gegen Polen geht es weiter, wir werden da sicherlich auch das ein oder andere probieren wollen. In ungefähr 6 Wochen haben wir die Olympia-Quali in Berlin. Da hoffe ich natürlich, dass mir dann jeder, der hier abgesagt hat, zur Verfügung steht. Dann haben wir eine große Möglichkeit, unsere Schwachstelle bei diesem Turnier, also die Abwehr, um ein paar Klassen zu steigern.

Frage: Gibt es denn auch im WM-Kader Spieler, die sich Ihrer Meinung nach bei diesem Turnier gut entwickelt haben?

Sicher, da gibt es mehrere Spieler. Aber wenn beispielsweise Patrick Wiencek, Jannik Kohlbacher und Hendrik Pekeler hier gewesen wären, dann würde ich behaupten, dass Johannes Golla nicht so viel gespielt hätte. Er hat ein super Turnier bis jetzt gespielt der Junge. Dann gibt es eine Reihe weiterer Spieler, die sich zeigen konnten. Das hilft uns auch für den März, dann sind wir eingespielt. Auch wenn wir uns erhofft hätten, ins Viertelfinale zu kommen, wird sich dieses Turnier für uns auszahlen.

Frage: Sie haben wegen der coronabedingten WM-Absagen von Stammspielern etwa wie Pekeler oder Wiencek nie gejammert. Schauen Sie jetzt trotzdem mit einem weinenden Auge darauf, weil mit ihnen mehr drin gewesen wäre?

Ich habe nicht angefangen zu weinen. Aber ich glaube, wir hätten schon ganz gute Chancen gehabt, weiterzukommen.

Frage: Wurden Sie trotzdem überrascht von dieser zusammengewürfelten WM-Mannschaft, die phasenweise stark gespielt hat?

Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft, auch wenn wir unglücklich Punkte gegen Ungarn verloren haben und das Spiel gegen Spanien auch verschenkt haben. Es war deutlich mehr drin für diese Mannschaft mit diesen Problemen, die wir haben. Das zeigt einfach den Charakter.

Frage: Warum stand Ihre Nummer eins Andreas Wolff nach bislang schwachen Turnierleistungen nicht im Kader für das Brasilien-Spiel?

Ich gebe Andi keine Schuld an irgendetwas. Andi hat gegen Ungarn und Spanien angefangen. Und in beiden Spielen hagelte es in der ersten Viertelstunde Zwei-Minuten-Strafen. Also standen meistens nur fünf Abwehrspieler vor ihm. Ich habe schon nach dem Spanien-Spiel beschlossen und Andi gesagt, dass er sich auf Polen konzentrieren soll, die kennt er ja in- und auswendig. Da ist keine Geschichte dahinter. Ich habe einfach den Vorteil, dass ich drei sehr gute, erfahrene Torhüter habe.

Frage: Wie wichtig ist es mit Blick auf die Olympia-Qualifikation im März, aus diesem Turnier mit einem Sieg herauszugehen?

Ganz ehrlich, das wäre mir sehr wichtig. Dann würden wir rausgehen mit vier guten Spielen. Es sind nur noch ungefähr sechs Wochen bis zu diesem Quali-Turnier, dann kommen mit Slowenien und Schweden zwei sehr starke Mannschaften auf uns zu und mit Algerien eine sehr junge Mannschaft, die auch sehr gut Handball spielen kann. Darum ist jede Erfahrung, die wir hier sammeln, sehr wichtig.