Die SG Flensburg-Handewitt spielt endlich wieder zu acht

Gekämpft, gewonnen, gefeiert: Mit diesem 3G-Modell könnten sich die Handballer und Fans der SG Flensburg-Handewitt in Zukunft prima arrangieren. Diese Schlussfolgerung erbrachte der berauschende 28:23-Heimsieg gegen die hocheingeschätzten Berliner Füchse. Als „60-minütiges Handballfest“ titulierte Trainer Maik Machulla das Spiel in der fast vollen Flens-Arena, womit er das Geschehen auf und abseits des Spielfeldes beschrieb. Nicht nur er gelangte an diesem Abend zur Erkenntnis: „Die Hölle Nord ist wieder da!“

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Keine Frage: Die zwei Punkte waren fürs Konto und Gemüt wichtig. Doch noch wichtiger war eine andere Zahl: 5534. So viele Fans hatten den Weg in Flensburgs Handballtempel gefunden, der das erste Mal seit März 2020 seinem Ruf gerecht wurde. Schon nach kurzer Spieldauer war ersichtlich: Die Berliner „Mauer“ bröckelte, die „Hölle Nord“ brodelte. „Endlich spielt die SG wieder zu acht“, meinte ein von der Stimmung begeisterter Zuschauer in der Halbzeitpause in Anspielung auf den „achten Mann“.

Das gestand Johannes Golla, dessen Vertragsverlängerung bis 2026 vor dem Anpfiff für erste Beifallsstürme gesorgt hatte. Der neue Kapitän der deutschen Nationalmannschaft fühlte sich spätestens nach diesem Spiel in seiner Entscheidung bestätigt, Flensburg auf lange Sicht treu zu bleiben. Aufgewühlt durch die adrenalinlastigen 60 Minuten erklärte Golla: „Hier zu spielen, ist etwas ganz Besonderes.“

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Das weiß nun auch endgültig sein Kollege Mads Mensah. „Herzlich willkommen in Flensburg“. Mit diesen Worten bedachte Coach Machulla nach Abpfiff seinen Rückraumspieler, der seit seinem Debüt im SG-Trikot Anfang der vergangenen Saison nicht einmal in den Genuss einer vollen Flens-Arena gekommen war. Der spielfreudige Däne nutzte die von den Fans verbreitete Energie und avancierte in der Offensive zum größten Trumpf beim Vizemeister. Zusammen mit Torhüter Benjamin Buric war Mensah hauptverantwortlich dafür, dass die Füchse keinerlei Biss entwickelten. „Eine beeindruckende Kulisse heute“, sagte Berlins Trainer Jaron Siewert. „Wir hätten sie gerne ein bisschen leiser gemacht, doch die SG war einfach zu stark.“

War es nun der erhoffte Befreiungsschlag für die leidgeplagten Flensburger? Und die Initialzündung für eine Aufholjagd im Meisterrennen? Mit Tabellenplatz vier und 12:6 Punkten ist der Anschluss nach oben zumindest wieder hergestellt, auch wenn der verlustpunktfreie Spitzenreiter SC Magdeburg noch außer Reichweite ist. Maik Machulla sprach anschließend von „spürbarem Rückenwind“, drückte aber gleichzeitig etwas auf die Euphoriebremse: „Wir stehen immer noch nicht da, wo wir stehen wollen.“

Jetzt auf Löwenjagd

Dass sich das noch ändert, daran soll weiter gearbeitet werden. Am besten gleich am Sonnabend (18.05 Uhr), wenn die unberechenbaren Rhein-Neckar Löwen in der Flens-Arena auflaufen. Johannes Golla kann den Anpfiff dieses reizvollen Duells, für das bis Donnerstag 5200 Tickets verkauft worden waren, gar nicht abwarten: „Das Füchse-Spiel hat definitiv Lust auf mehr gemacht.“

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