Die SG Flensburg-Handewitt und ihre unerschütterliche Moral

„Keine Ahnung, was ich noch sagen soll“, sagte Coach Maik Machulla nach dem faszinierenden 32:29 (18:17)-Erfolg seiner SG Flensburg-Handewitt beim SC Magdeburg im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga. „Ich bin einfach stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein.“

Die SG räumte jeden noch so großen Stein, der ihr in den Weg gelegt wurde, aus dem Weg und verteidigte die Tabellenführung. Dabei hatte der Tag, den der achtfache Torschütze Mads Mensah später als „richtig schön“ bezeichnete, für ohnehin dezimierte Flensburger alles andere als verheißungsvoll begonnen.

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Hald-Einsatz gegen Zagreb ungewiss

Der erst Anfang vergangener Woche aus der Quarantäne entlassene Simon Hald klagte kurz vor dem Anpfiff über Herzrhythmusstörungen, woraufhin er für kardiologische Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht wurde. Diese zeigten keine Auffälligkeiten, am Abend reiste Hald mit dem Team zurück nach Flensburg, wo er vor dem Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Zagreb (Mittwoch, 20.45 Uhr) weiter kontrolliert wird.

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Ohne den fest eingeplanten Weltmeister im Mittelblock, dafür wie schon vor einer Woche beim 31:28-Derbysieg gegen Kiel mit Johannes Golla und Magnus Röd, legte die SG einen Fehlstart hin. „Magdeburg hat jeden Angriff attackiert, dazu haben unsere Torhüter nicht so oft die Hände an den Ball bekommen, wie wir es gewohnt sind“, sagte Golla. Den Gästen gelangen kaum Stopfouls, der frühe Wechsel von Benjamin Buric auf Torbjörn Bergerud fruchtete nicht.

Rote Karte verändert das Spiel

Es stand 12:9 (21. Minute) für den zuvor in 22 Spielen ungeschlagenen SCM, als die SG ihren Kopf und Motor durch eine rote Karte verlor. Jim Gottfridsson hatte Marko Bezjak bei einer ungestümen Abwehraktion im Gesicht erwischt und verließ klaglos das Feld.

Kaum mehr als eine Minute später verhinderte Röd ein Kreisanspiel, dabei fiel ihm Moritz Preuss unglücklich ins linke Knie, das wegknickte – eine Szene, die Schlimmes befürchten ließ.

 

Immerhin: Röd humpelte eigenständig hinter die Bank. Im Stehen sah er von dort, wie das Spiel urplötzlich kippte. „Die SG war nach den Nackenschlägen viel präsenter. Uns hat die rote Karte aus dem Rhythmus gebracht“, meinte SCM-Coach Bennet Wiegert.

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Mensah geht vorneweg

Alexander Petersson konterte zum 13:13 (24.). Den Positionsangriff riss Mensah an sich. Die gleichermaßen wuchtigen und präzisen Würfe des Dänen schlugen jetzt immer wieder hinter dem bis dahin starken Jannick Green ein, auch seine Nebenleute fand Mensah.

 

Göran Sögard brachte neuen Schwung, mit der Halbzeitsirene traf er zur ersten SG-Führung (18:17) ins verwaiste Magdeburger Gehäuse.

Nach der Pause tauchte Röd wieder im Mittelblock auf. „Er wollte unbedingt helfen“, berichtete Machulla. Das Knie des Norwegers war dick bandagiert, aber er biss sich durch. Ob er fit für die kommenden Spiele ist, stand am Montag nicht fest.

Hinter Röd und Golla, der erneut vorne und hinten 60 Minuten auf höchstem Niveau ablieferte, wurde Bergerud zum Rückhalt. Die SG zog auf 25:20 (41.) davon, obwohl auch Sögard (Finger) behandelt werden musste. Youngster Magnus Holpert kompensierte den kurzzeitigen Ausfall.

„Big Points“ im Titelkampf

Es bedurfte keines weiteren Beweises der Flensburger Moral, und doch lieferten die SG-Profis ihn. Das Fünf-Tore-Polster war binnen weniger Minuten futsch, andere Mannschaften wären nun auseinandergefallen. Nicht so der Tabellenführer. Trotz Gottfridssons Fehlen behielten Mensah und Co. die Ruhe und vertrauten, als vorne wenig klappte, Hampus Wanne. Der Linksaußen traf nach dem 25:25 (48.) in kurzer Zeit vier Mal aus jedem noch so spitzen Winkel, unter anderem zum 30:27 (56.). Die „Big Points“ (Machulla) waren der SG im Titelkampf nicht mehr zu nehmen.