Ein stressfreier Einstand für Deutschlands Handballer

Kempa statt Corona, Tore statt Tests, Auftaktsieg statt Abstrich: Immerhin 60 Minuten lang stand Freitagabend bei den deutschen Handballern in Ägypten ausnahmsweise der Sport und nicht das Virus im Brennpunkt. Mit einem positiven Ergebnis: Dank eines fest eingeplanten Erfolges im ersten Gruppenspiel gegen Uruguay – am Ende der einseitigen Partie hieß es 43:14 (16:4) – legte die DHB-Auswahl das Fundament für eine erfolgreiche WM, über deren Sinn und Zweck nach wie vor kontrovers diskutiert wird und hinter deren weiterer Verlauf viele Fragezeichen stehen.

Trainer Gislason zufrieden

„Ich bin zufrieden mit der Einstellung meiner Jungs“, sagte Alfred Gislason nach seinem ersten WM-Spiel als deutscher Nationaltrainer. „Sie haben bis zum Ende gut durchgezogen.“

Uruguays Trainer Jorge Botejara sollte Recht behalten mit seiner Aussage, dass Deutschland „außerhalb unserer Möglichkeiten“ liege. Unorthodox, unbequem und unberechenbar, so wurden die „Urus“ im Vorwege dieses ungleichen Duells beschrieben, das letztlich unspannend verlief. Zu dominant agierten Johannes Bitter und Co., die die Gelegenheit zum stressfreien Einspielen nutzten.

Abwehr gut, Angriff fehlerhaft

Das deutsche Team, in dem Torhüter Andy Wolff, Kreisläufer Moritz Preuss sowie die Rückraumspieler Antonio Metzner und Lukas Stutzke nicht nominiert wurden, war auf allen Positionen besser besetzt als der Drittplatzierte der Südamerika-Meisterschaft – und wurde seiner Favoritenrolle schnell gerecht. 8:1 lautete das Resultat nach 14 Minuten – dank einer guten Abwehr mit dem neuformierten Innenblock Golla/Firnhaber und eines starken Bitter zwischen den Pfosten. Allerdings leisteten sich die deutschen Angreifer (insbesondere Kapitän Uwe Gensheimer) einige unkonzentrierte Abschlüsse, so dass die magere Torquote bis zur Pause (16:4) Anlass zu leiser Kritik bei Trainer Gislason gab.

Neun Kastening-Tore

Dieser ließ im zweiten Durchgang fleißig rotieren – um Kräfte zu sparen und taktische Dinge auszuprobieren. Das tat der deutschen Dominanz (27:7/43.) keinen Abbruch – auch wenn ein  neuer Rekord  in Sachen „höchster WM-Sieg“ (46:4 gegen Luxemburg/1958) trotz einer nun wesentlich torhungrigeren und temporeicheren Offensive weit außer Reichweite blieb. Angeführt vom wieselflinken Rechtsaußen Timo Kastening („Das war heute ehrlich gesagt kein Gradmesser“), der in den zweiten 30 Minuten stolze neun Treffer erzielte,  erledigte der Weltmeister von 2007 über 35:10 (52.) seine Pflicht mit Bravour. „Das Ergebnis ist okay, das haben wir heute souverän gemacht“, bilanzierte Torhüter Johannes Bitter nach dem Kantersieg zufrieden.

Ein ähnlicher Spaziergang ist am Sonntag (18 Uhr) zu erwarten, wenn im zweiten Gruppenspiel der Gegner Kap Verde heißt. Wenn das Virus es denn so will…

Deutschland: Bitter, Heinevetter – Gensheimer (3), Golla (2), Reichmann (3), Knorr (4), Firnhaber (3), Weber (1), Michalczik (2), Häfner, Schiller (5/1), Kühn (4), Böhm (2), Kastening (9), Schmidt (5), Drux.

Uruguay: Gonzales, Navarete – Chaparro (1),  Liston (1), Fabra, Spangenberg, Falabrino, Cancio (2), Mendez (1), Morandeira (4), Botejara, Rubbo (1), Velazco, Goyoaga (2), Rostagno  (2/1), Millan.

SR: Grillo/Lenci (Argentinien).

Zeitstrafen: 4:2 – Siebenmeter: 2:3.StatistikDeutschland – Uruguay 43:14 (16:4)