Energieschub für den Endspurt

Der Trainer (Machulla) freute sich über eine „herzschonende Partie“, in der sich sein Adrenalinspiegel endlich mal nicht bis zur letzten Sekunde im roten Bereich tummelte. Der Kapitän (Svan) zeigte sich begeistert über die Art und Weise, wie seine Truppe „den tiefen Frust von Aalborg in Energie für Melsungen“ umgewandelt habe. Und der Geschäftsführer (Schmäschke) war entzückt darüber, dass seine Handballer „im gefühlt 50. Saisonspiel“ immer noch vor Spielfreude sprühen. Aus Sicht der SG Flensburg-Handewitt war der 36:20-Heimsieg am Montagabend gegen die (desolate) MT Melsungen ein fast perfekter Handballtag.

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Als i-Tüpfelchen hätte nur noch ein Kieler Punktverlust in Lemgo gefehlt, aber diesen Gefallen taten ihr die Zebras nicht. „So müssen wir weiter auf einen kleinen Ausrutscher des THW hoffen und bis dahin unsere Hausaufgaben erledigen“, sagte Jubilar Lasse Svan nach seinem 600. Auftritt (!) im SG-Trikot.

Denn auch nach dieser „überragenden Vorstellung über 60 Minuten und auf allen Positionen“ (Zitat Torhüter Torbjörn Bergerud) muss der Vizemeister dem Rivalen von der anderen Förde im Titelrennen hinterherlaufen. Es sei schon ein komisches Gefühl, so Coach Maik Machulla, dass man es trotz nur einer Niederlage in 29 Spielen nicht in der eigenen Hand habe, Meister zu werden. „Das zeigt aber, welch außergewöhnlich guten Job beide Mannschaften erledigen.“

Bergerud brilliert

Apropos toller Job: Einen solchen machte am Pfingstmontag auch Torbjörn Bergerud, der nach der Verletzung von Benjamin Buric die ganze Verantwortung auf dieser Schlüsselposition trägt. Neue Rolle, größerer Druck? Der Norweger verneinte das: „Das ist nichts Neues für mich. In der Nationalmannschaft bin ich das gewohnt. Ich mag das, ich möchte immer gerne anfangen und 60 Minuten spielen“, sagte Bergerud, der gegen Melsungen mit 14 Paraden brillierte und von seinem Trainer ein Sonderlob erhielt. Machulla: „Torbjörns Leistung hat uns extrem geholfen. Es wird ihm helfen, dass er nun weiß: Ich bin die Nummer eins.“

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Dennoch beschäftigt sich die SG-Führung intensiv mit dieser Position. Der über zwei Meter große und erst 19 Jahre alte Felix Backhaus aus der A-Jugend feierte in den finalen fünf Minuten seine Bundesliga-Premiere und hielt dabei einen Wurf. „Richtig groß, sehr talentiert – ein guter Typ“, beschrieb Bergerud seine ersten Eindrücke von seinem Backup. „Mal sehen, wie es mit ihm weitergeht.“

Schwierige Suche nach Buric-Ersatz

Das weiß auch die SG-Führung noch nicht genau. „Keine Ahnung, wie lange Felix bei uns sein wird – die nächsten Spiele auf jeden Fall“, berichtete Machulla, der sich zusammen mit den anderen Verantwortlichen weiter zu diesem Thema Gedanken mache und auch schon einige Gespräche mit Kandidaten geführt habe. Keine leichte Suche, denn der Bewerber darf in dieser Saison bei keinem Verein gespielt haben. „Es geht um viel. Deswegen will ich kein zu hohes Risiko eingehen“, meinte der Flensburger Coach, der gewappnet sein möchte, sollte etwas mit Bergerud passieren. Aber er müsse von der Lösung „absolut überzeugt“ sein. Machulla fügte an: „Im Idealfall spielt Torbjörn jedes Spiel durch.“