Furiose Aufholjagd: SG Flensburg-Handewitt erkämpft Punkt bei Rhein-Neckar Löwen

Sie jubelten, sie tanzten und sie wunderten sich. Und zwar über sich selbst. So richtig fassen konnten es die Handballer der SG Flensburg-Handewitt Sekunden nach dem Abpfiff des Bundesliga-Hits nicht, dass sie beim 31:31 (13:19)  den Rhein-Neckar Löwen in letzter Sekunde einen Punkt entrissen hatten – und dabei in der „Höhle der Löwen“ vielen widrigen Umständen getrotzt hatten.

Angesichts eines kuriosen Spielverlaufs, der mehrfach einen Sieben-Tore-Rückstand aufwies, und der kritischen Personallage fühlte sich für sie der Punkt nicht nur wegen eines Last-Minute-Tores wie ein gefühlter Sieg an.

 

Das sagte ein hochzufriedener SG-Coach Maik Machulla nach der 60-minütigen Achterbahnfahrt.   

Während die freudetrunkenen Flensburger, die an diesem Tag „zwei Gesichter“ (Zitat Jim Gottfridsson)  zeigten, ihre „geile Moral“ (Marius Steinhauser) priesen, diskutierten auf der anderen Seite enttäuschte Löwen über die letzte Szene, als die Schiedsrichter eine Abwehraktion von Andy Schmid gegen SG-Linksaußen Hampus Wanne mit einem Siebenmeter geahndet hatten. Eine Entscheidung, die richtig war, allerdings hätte sie in einer vollbesetzten Arena mit 14.500 Zuschauern nicht jeder Unparteiischer so in der Schlusssekunde getroffen. Steinhauser verwandelte den Strafwurf nervenstark und krönte damit eine denkwürdige Aufholjagd.

Löwen überrennen die SG

Dass dieses Topspiel nach einer „außergewöhnlichen ersten Halbzeit“ (Trainer Martin Schwalb) der Löwen noch einmal spannend werden und eine solche Wendung nehmen würde, hatte wohl niemand unter den wenigen Anwesenden in der fast leeren SAP-Arena und den Zuschauern am TV-Schirm erwartet.

Denn zur Pause war die SG, die auf den angeschlagenen Magnus Röd zurückgreifen konnte, fast mausetot. „Das war überhaupt nix“, meinte Machulla zum fehlerhaften Auftritt seiner Mannschaft in den ersten 30 Minuten. Schwache Wurfquote, viele falsche Entscheidungen, schlechtes Rückzugsverhalten – das war nicht SG-like, was Gottfridsson und Co. zunächst boten. Sie waren mit dem hohem Tempo der Löwen überfordert.

 

7:0-Lauf innerhalb von sieben Minuten

Ein 13:19-Rückstand, ein bockstarker Gegner, dazu mit Göran Sögard (Leistenprobleme) einen Anführer und weiteren Rückraumspieler verloren – wie sollte sich die prekäre Lage da noch zum Guten wenden? Dem unschönen Fehlerfestival jedoch folgte eine grandiose Auferstehung. Mit einem 7:0-Lauf, ermöglicht durch die Paraden von Torhüter Torbjörn Bergerud und der Aggressivität der Abwehr, kämpften sich die Gäste innerhalb von sieben Minuten (!) zurück ins Spiel – 20:20 (38.) .

Das berühmte Momentum war nun eindeutig auf Seiten der SG, die zwar immer wieder zum Ausgleich kam, aber es mehrfach verpasste, mit einem Führungstor einen Stachel tief ins Löwenfleisch zu rammen. So blieb es ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem die mit dem siebten Feldspieler agierenden Mannheimer in der Crunchtime ein 30:29 (58.) und ein 31:30 (60.) vorlegten, ehe Steinhauser eiskalt den Schlusspunkt unter ein heißes Handballspiel setzte.

Rhein-Neckar Löwen: Palicka (15 Paraden) – Schmid (8/1), Gensheimer (9/1), Kirkelokke, Lagarde (1), Patrail, Abutovic, Lagergren (3), Groetzki (3), Petersson (2), Gislason, Nielsen (1), Nilsson (3), Kohlbacher (1)
SG Flensburg-Handewitt: Bergerud (12 Paraden, ab 12.), Buric (1/1 Parade),  – Golla (5), Hald (2), Svan (5), Wanne (7), Steinhauser (3/3), Heinl, Mensah (3), Sögard (1), Gottfridsson (1), Holpert (1), Röd (3)
Schiedsrichter: Baumgart/Wild (Altenheim/Elgersweier)
Zeitstrafen: 2:2
Siebenmeter: 3/2:4/3
Spielfilm: 5:2 (7.), 10:3 (12.), 10:6 (14.), 13:6 (16.), 13:11 (24.),  19:13 (30.) – 20:13 (31.), 20:20 (38.), 22:21 (40.), 23:23 (44.),  26:26 (51.), 28:27 (54.), 28:29 (55.), 30:29 (58.), 31:30 (60.), 31:31 (60.)

Der Liveticker zum Nachlesen: