Gala-Vorstellung: THW Kiel gewinnt zum vierten Mal die Champions League

Kreisläufer Patrick Wiencek freute sich auf ein kühles Bier, doch genaue Vorstellungen von der Siegesparty hatten die Handballer des THW Kiel nach ihrem Triumph in der Champions League nicht. „Ich weiß gar nicht, was erlaubt ist“, sagte Torwart Niklas Landin angesichts der strengen Corona-Regeln. Rückraumspieler Steffen Weinhold war dennoch sicher: „Wir werden einen Weg finden, eine schöne Nacht zu verleben.“

Mit dem unerwartet klaren 33:28-Sieg im Finale gegen den FC Barcelona krönten sich die Kieler in Köln zum vierten Mal nach 2007, 2010 und 2012 zu Europas bester Vereinsmannschaft. „Das ist unglaublich. Wir haben Geschichte geschrieben“, sagte TWH-Coach Filip Jicha. „Ich bin sehr stolz auf meine Spieler und der glücklichste Trainer der Welt.“

„Extrem viel Arbeit und Kampf“

Und Norwegens Superstar Sander Sagosen, der sieben Tore zum Erfolg beisteuerte, bekannte: „Von dieser Goldmedaille habe ich schon geträumt, als ich fünf Jahre alt war.“ Gegen den spanischen Serienmeister gingen die Kieler im letzten Spiel des Jahres noch einmal an ihre Grenzen – und teilweise darüber hinaus. „Wir haben so viel geackert. Jeder hat alles gegeben“, lobte Wiencek. Und Weinhold stellte fest: „Wir haben extrem viel Arbeit und Kampf reingesteckt.“

Garniert wurde der Triumph durch zwei weitere Auszeichnungen: Rechtsaußen Niclas Ekberg, der im Endspiel mit acht Treffern bester THW-Werfer war, wurde Torschützenkönig der Champions-League-Saison 2019/20 und Kreisläufer Hendrik Pekeler als wertvollster Spieler des wegen der Corona-Krise mit siebenmonatiger Verspätung ausgetragenen Final4-Turniers geehrt.

Ein wenig getrübt wurde die Freude nur durch die besonderen Corona-Umstände in der leeren Kölner Arena. „Es fehlt leider etwas“, sagte Landin zur Abstinenz der Fans. „Wir hoffen, dass es in Zukunft wieder volle Hallen gibt.“

Siegprämie kommt gelegen

Versüßt wurde der sportliche Erfolg mit einer Siegprämie von 500.000 Euro, die der THW gerade in der wirtschaftlich schwierigen Corona-Zeit gut gebrauchen kann. Ein ganz besonderer Triumph ist es für Trainer Filip Jicha, der die Champions League mit den Kielern bereits zweimal als Spieler gewann.

Landin sicherer Rückhalt

Nur 22 Stunden nach dem Kraftakt im mit 36:35 nach Verlängerung gewonnenen Halbfinale gegen Telekom Veszprem erwischten die Kieler im 300. Champions-League-Spiel ihrer Vereinsgeschichte einen guten Start. Welthandballer Niklas Landin war im Tor mit zahlreichen Paraden der gewohnt sichere Rückhalt und im Angriff agierte der THW sehr effizient. Lohn war eine Zwei-Tore-Führung nach zehn Minuten.

Einziger Wermutstropfen: Zu diesem Zeitpunkt hatte Rückraum-Ass Sagosen bereits zwei Zeitstrafen kassiert. So musste Kapitän Domagoj Duvnjak, der nach einer Corona-Erkrankung noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war, früher in der Abwehr ran als geplant. Der Kroate meisterte diese Aufgabe aber gewohnt zuverlässig.

Sagosen glänzt in Offensive

Sagosen taten die kurzen Verschnaufpausen bei gegnerischem Ballbesitz sichtlich gut. Der Norweger war kaum zu stoppen und glänzte in der Offensive sowohl als Vorbereiter wie Vollstrecker. So setzte sich Kiel beim 13:9 erstmals auf vier Tore ab.

Barcelona ließ sich jedoch nicht abschütteln. Die Spanier, die in der Gruppenphase der aktuellen Champions-League-Saison beide Duelle mit dem THW für sich entschieden hatten, kamen mit einem 3:0-Lauf wieder heran und dreieinhalb Minuten vor der Pause zum 15:15-Ausgleich.

Barcelona kommt zurück ins Spiel

Die Schlussphase der ersten Halbzeit gehörte aber wieder den Kielern, die eine verdiente Drei-Tore-Führung in die Kabine mitnahmen. Nach dem Wechsel agierte der THW weiter hochkonzentriert und ließ sich auch von kleinen Missgeschicken nicht aus der Ruhe bringen. Mitte der zweiten Hälfte betrug der Vorsprung beim 25:20 erstmals fünf Tore.

Doch dann ließ die Konzentration im Angriff etwas nach. Leichte Ballverluste brachten Barcelona ins Spiel zurück. In dieser schwierigen Phase war es vor allem Landin zu verdanken, dass die Katalanen nicht näher als auf drei Tore herankamen. Der dänische Weltmeister-Keeper gab seinen Vorderleuten mit etlichen Glanztaten die nötige Sicherheit. In der heißen Schlussphase ließ sich Kiel den Sieg nicht mehr entreißen.

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