Geisterspiele, Exoten und Soko-Serien

Wellenbrecher ist das „Wort des Jahres“ 2021. Das hat die Gesellschaft für deutsche Sprache gestern mitgeteilt. In der Gesellschaft für corona-genervte Handball-Manager wäre wohl die Wahl auf Geisterspiele oder Zuschauer-Beschränkung gefallen. Gemäß der politischen Anordnung dürfen gut 3100 Fans ab Mitte Dezember bei Spielen der SG Flensburg-Handewitt in die Flens-Arena, rund 5000 sind es beim THW Kiel.

Weiterlesen: Weniger Zuschauer bei THW, Flensburg-Handewitt und Holstein Kiel

Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln – oder besser gesagt: Rein in die Hallen, raus aus den Hallen. Die Herren Schmäschke und Szilagyi sind angesichts der höheren Anzahl von Dauerkarten wahrlich nicht zu beneiden bei ihrem Versuch, die Ticketvergabe so gerecht wie möglich zu händeln.

Vollbesetzte Ränge gibt es auch nicht bei der Handball-WM der Frauen, die derzeit in Spanien unter 2G-Bedingungen und mit Zuschauerbeschränkungen ausgespielt wird. Dort ist aber immerhin eine Hallenauslastung von 80 Prozent genehmigt. Ob diese jedoch häufig erreicht wird? Unwahrscheinlich! Grund: das sportliche Niveau einiger Teams. Der Weltverband IHF hat das Turnier leider aufgeblasen und einen Modus mit 32 Nationen installiert. Da die ersten Drei aus den acht Vierergruppen weiterkommen, haben Teams wie Usbekistan oder Paraguay Chancen, in die Hauptrunde einzuziehen. Bei allem Respekt vor den „Handball-Exoten“: Welchen Wert hat etwa eine zweite Halbzeit, in der Gastgeber Spanien den Gast aus Argentinien mit 18:3 aus der Halle fegt?

Magere TV-Präsenz

Ein solches Schicksal droht den deutschen Damen glücklicherweise nicht. Dazu sind Emily Bölk und Co. zu stark. Leider bekommen die Fans in Deutschland davon herzlich wenig mit. Die TV-Präsenz: mager. Die Spiele werden exklusiv von „Sportdeutschland.tv“ im Internet übertragen – und sind nicht etwa bei ARD oder ZDF zu sehen, weil dort die Serien „Soko Untergiesing“, „Die Berg-Fleischereifachverkäuferin“, „Rot-grün-gepunktete Rosen“ oder Sonstiges wesentlich höhere Quoten versprechen. Bedauerlich.

Männer-EM 2022

Da haben es die DHB-Männer bei der EM im Januar in Ungarn und der Slowakei besser. Ihre Spiele werden live im Free-TV gezeigt. Gestern gab Bundestrainer Alfred Gislason seinen erweiterten Kader bekannt. Mit Namen wie Jona Schoch, Julian Köster oder Tom Bergner, die sicherlich bei der endgültigen Nominierung nicht mehr auftauchen werden. Dennoch sagt mir mein Bauchgefühl: Deutschland wird keine Medaille holen. Leider kein Wellenbrecher.

Weiterlesen: Handball-EM ohne Drux und Groetzki