Hallensprecher „Holzi“ Holst ist seit zwei Jahrzehnten die Stimme der SG Flensburg-Handewitt

An die Details seines ersten Einsatzes bei einem Heimspiel der SG Flensburg-Handewitt kann sich Michael Holst kaum noch erinnern. „Es war das erste Heimspiel der Saison 2002/03, aber den Gegner weiß ich nicht mehr.“ Was „Holzi“ entschuldigt: Es ist lange her. Fast 20 Jahre ist er nun die Stimme des Handball-Bundesligisten, in einigen Monaten feiert er Jubiläum. „Aus dem Job ist ganz schnell eine Herzensangelegenheit geworden“, sagt der gebürtige Nordfriese.

„Hölle Nord“-Podcast: Stimme der SG Flensburg-Handewitt: Michael „Holzi“ Holst über seine Anfänge

Die SG traf am 7. September 2002 übrigens auf die HSG Wetzlar und gewann 32:25. Vor dem Spiel zelebrierte „Holzi“ mit den 6000 Zuschauern in der damaligen Campushalle die Aufstellung. Er brüllte den Fans die Vornamen von Lars Christiansen, Jan Holpert und Co. entgegen, um ihnen die Nachnamen zu entlocken. Laut, zu laut, ein „Marktschreier“ – die Art und Weise, wie Michael Holst die zufällig übernommene Aufgabe interpretierte, missfiel den Anhängern. Sie wollten nicht derart animiert werden. Ein klärendes Gespräch mit den Fans, wie der Mittelweg aussehen könnte, half.

Kein Heimspiel verpasst

Ein Jahr später übernahm „Holzi“ auch die Ansage der Flensburger Torschützen, heute ist er nicht mehr wegzudenken. Kein einziges Heimspiel verpasste er seit jenem Tag im September 2002.

Das sagt der heute 50-Jährige mit einem Grinsen im Gesicht.

Damals brauchte der selbstständige DJ, Moderator und Veranstaltungstechniker noch einen Spickzettel, um die Namen der vielen ausländischen Profis korrekt auszusprechen. Mit der SG hatte er nichts am Hut, „die Hölle Nord war für mich immer ein Mysterium“, sagt Michael Holst. Nur weil der NDR als damaliger Medienpartner eine selbstbewusste Person suchte, der vor 6000 Leuten nicht das Herz in die Hose rutschte, kam „Holzi“ mit der SG in Kontakt. Jetzt ist ein Leben ohne sie für ihn unvorstellbar.

Harte Zeiten wegen Corona

Als die Welt im März 2020 plötzlich stillstand, „war der Terminkalender auf einmal leer“. Hochzeiten, Firmenevents, Musikveranstaltungen, SG-Heimspiele – alles, was das Leben des 50-Jährigen ausgemacht hatte, fiel wegen Corona flach. Geld kam auch nicht mehr rein. „Ich habe mich schon gefragt, wie es weitergehen soll“, denkt „Holzi“ zurück. Wieder half der Zufall: „Weil ich sonst nichts zu tun hatte, habe ich aufgeräumt und bin über eine Kiste alter Schallplatten gestolpert.“ Müll oder Möglichkeit? Möglichkeit!

Kurzerhand entschied der DJ sich, die Platten an einem Freitagabend in einem Facebook-Stream abzuspielen und etwas über sie zu erzählen, um die in ihre Wohnzimmer verdammten Menschen zu unterhalten. „Stay Home with Holzi“ war geboren. „Ich dachte, das wird eine einmalige Geschichte. Am Ende habe ich das ein Jahr lang gemacht“, erzählt der SG-Hallensprecher. Nennenswerte Einnahmen hatte er dadurch nicht, aber darauf kam es nicht an: „Es hat sich eine tolle Gemeinschaft gebildet, es wurden Nummern ausgetauscht, Freundschaften sind entstanden. Ich glaube, das hat vielen Leuten Kraft gegeben.“ Der 50-Jährige wirkt stolz, als er das sagt.

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Mittlerweile ist der Terminkalender wieder voll. „Viele DJs haben sich andere Jobs gesucht. Es gibt also eine Art Fachkräftemangel“, berichtet „Holzi“. Und auch bei den SG-Heimspielen naht Normalität. Das ist für den Hallensprecher eine (fast) ausverkaufte „Hölle Nord“. Nur zwei Mal – im November 2021 – gab es das seit dem Ausbruch der Pandemie. Oft musste Michael Holst vor leeren Rängen für Atmosphäre sorgen. Manchmal waren keine Zuschauer da, manchmal 125, manchmal um die 1000 oder 2000. „Aber die, die da waren, waren immer heiß.“