Handball-EM 2022: Simon Ernst ist nach drei Kreuzbandrissen zurück im DHB-Team

Glücksgefühle beim Pechvogel. „Ich freue mich tierisch darüber, bei der Europameisterschaft dabei sein zu dürfen“, sagt Handball-Nationalspieler Simon Ernst vor dem Auftakt gegen Belarus am Freitag (18 Uhr).

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Zusammen mit dem DHB-Tross wird der Rückraumspieler des SC DHfK Leipzig Mittwochmittag per Flieger Richtung Bratislava (Slowakei) aufbrechen, um Deutschland würdig bei den kontinentalen Titelkämpfen zu vertreten.

Comeback nach drohendem Karriereende

Dass der 27 Jahre alte Rechtshänder wieder zu diesem Kreis zählt, grenzt an ein kleines Wunder. Drei (!) Kreuzbandrisse, eine für Profisportler äußerst schwerwiegende Knieverletzung, hat er physisch und vor allem mental zu verkraften gehabt.

Den letzten erlitt er am 13. Oktober 2019, damals noch im Trikot der Füchse Berlin. Eine berufliche Vollbremsung drohte, seine Handball-Karriere stand auf des Messers Schneide.

Mit „ganz, ganz harter Arbeit“ (Zitat Ernst) kämpfte sich der Europameister von 2016 zurück aufs Spielfeld. Rückblickend gesteht er:

Doch das Comeback gelang – und er knüpfte nach seinem Wechsel von Berlin nach Leipzig sogar an frühere Glanzleistungen an. Dennoch war Ernst laut eigener Aussage „sehr überrascht“, als Bundestrainer Alfred Gislason ihm im November mitteilte, dass er ihn für die EM auf dem Schirm hat.

Ernst kann Führungsrolle übernehmen

Nun ist der 41-fache Nationalspieler also wieder fester Bestandteil der deutschen Mannschaft und soll besonders im Abwehr-Innenblock zusammen mit dem Flensburger Johannes Golla und dem Kieler Patrick Wiencek Akzente setzen.

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„Simon ist schön frei Schnauze – ehrlich, gerade heraus und ein harter Abwehrspieler“, sagt Rechtsaußen Timo Kastening über den 1,95 Meter großen Leipziger.

„Wenn es einen 100-prozentigen Profi gibt, der das auch im Training ausstrahlt, dann ist das er. Simon kann eine ganze Mannschaft mitziehen und könnte schnell in eine Leaderrolle bei uns hineinwachsen.“

„Von Spiel zu Spiel denken“

Ernst selbst gibt sich vor dem Turnierstart vorsichtig optimistisch: „Mal schauen, wo unser Weg hinführt.“ Alles sei möglich – im positiven wie auch im negativen Sinn. Parallelen zum sensationellen EM-Coup vor sechs Jahren in Polen will der 27-Jährige (noch) nicht ziehen.

Damals habe sich der Mannschaftsgeist auch erst während des Turnieres Schritt für Schritt entwickelt. Deshalb fordert er – auch wenn es sich platt anhört: „Wir dürfen wirklich nur von Spiel zu Spiel denken.“

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Fritz kritisiert Gislason

Derweil hat der frühere Weltklasse-Torwart Henning Fritz für Unruhe im deutschen Lager gesorgt. Der Weltmeister von 2007 kritisierte im „Mannheimer Morgen“ die vor Weihnachten erfolgte Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Alfred Gislason bis 2024.

Fritz nannte den Isländer einen „erfolgreichen Trainer“, den er „nur in den höchsten Tönen loben“ könne und fuhr fort:

Konkret nannte Fritz Lemgoes Coach Florian Kehrmann.