Handballer starten „harten Kampf“ um Olympia-Tickets

Der Olympia-Countdown beginnt jetzt. Wenige Monate vor den Sommerspielen verschärft sich bei den deutschen Handballern das Rennen um die begehrten Tokio-Tickets.

Wer darf mit, wer nicht? In den sportlich bedeutungslosen EM-Qualifikationsspielen am nächsten Donnerstag in Bosnien-Herzegowina sowie am 2. Mai in Stuttgart gegen Estland fordert Bundestrainer Alfred Gislason klare Statements von seinen Wackelkandidaten.

„Diese zwei Spiele in der EM-Quali werden sehr wichtige Spiele für den ein oder anderen sein“, sagte der Isländer. „Ich will auch den ein oder anderen Spieler testen mit Blick auf Olympia. Das wird ein ziemlich harter Kampf, weil es weniger Kaderplätze gibt als sonst.“ Für die Sommerspiele in Tokio darf der Bundestrainer lediglich einen Stammkader von 14 Spielern nominieren. Umso mehr dienen dem 61-Jährigen beide Partien als Testlauf, da die DHB-Auswahl die Qualifikation für die Europameisterschaft 2022 in Ungarn und der Slowakei bereits sicher hat.

Kapitän Uwe Gensheimer und Torwart Johannes Bitter werden beim Länderspiel-Doppelpack verletzungsbedingt fehlen, zudem verzichtete Gislason auf eine Nominierung des angeschlagenen Abwehrchefs Hendrik Pekeler. Alle drei sind für die Spiele in Japan aber ohnehin gesetzt. In den Fokus rücken nun andere wie Kreisläufer Jannik Kohlbacher oder Defensivspezialist Finn Lemke, beide müssen um ihr Tokio-Ticket bangen.

„Für sie gilt natürlich, dass es wichtig ist, dass sie sich zeigen in der Nationalmannschaft“, sagte Gislason. Das gilt auch für Rückraumspieler Fabian Böhm, der kurzfristig nachnominiert wurde, weil Lukas Stutzke sich mit dem Bergischen HC in Quarantäne befindet. Um das Ansteckungsrisiko während der Länderspielwoche so gering wie möglich zu halten, hat der DHB sein Corona-Hygienekonzept noch mal angepasst. Das Spiel in Bosnien etwa wird im Rahmen eines Tagestrips absolviert. Morgens geht’s per Charterflieger hin, nach der Partie direkt wieder zurück.

„Das Risiko brauchen wir nicht wegdiskutieren, das ist immer da. Darum werden wir alles tun, um es möglichst kleinzuhalten“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Ein Corona-Szenario wie nach den Hinspielen gegen die Bosnier und in Estland im vergangenen November soll unbedingt vermieden werden. Damals waren mehrere Nationalspieler mit Corona-Infektionen zu ihren Bundesliga-Teams zurückgekehrt, was zu zahlreichen Spielabsagen geführt hatte. Passiert das erneut, könnte der Liga im schlimmsten Fall der Saisonabbruch drohen.

Ob er sich dann vielleicht sogar freuen würde, weil seine hochbelasteten Nationalspieler somit vor Olympia eine längere Pause hätten, wurde Gislason gefragt. „Als Handball-Fan hoffe ich natürlich, dass alles geschafft werden kann und die Liga bis zum Ende gespielt wird“, sagte er. Aber: „Auf der anderen Seite hoffe ich natürlich auch, dass die Spieler gesund bleiben können.“ Denn sollten ihm zahlreiche Stammkräfte fehlen, würden sich die Olympia-Tickets wohl von selbst verteilen.

Zudem hält Gislason Corona-Impfungen für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Olympischen Spiele in Tokio für sinnvoll. „Ich bin der Meinung, das wäre ein großes Plus, wenn alle Teilnehmer und Offizielle geimpft werden würden“, sagte der Isländer. „Ich selbst werde das sicher tun. Ich denke, wenn so viele Sportler und Funktionäre aus so vielen Ländern zusammenkommen, wäre das der sicherste Weg.“

Zuletzt hatte die Bundesregierung bestätigt, dass alle deutschen Tokio-Teilnehmer vor ihrer Reise gegen Corona-Infektionen geimpft werden sollen.