Hannover will Handball-Primus Kiel stürzen

Hannover (dpa) – Die EM-Strapazen wirken heftig nach, doch für den Traum vom ersten Meistertitel seit fünf Jahren wollen die Handballer des THW Kiel im Bundesliga-Topspiel beim Verfolger TSV Hannover-Burgdorf alle verfügbaren Kräfte mobilisieren.

«Alle, die bei der EM dabei waren, sind müde», sagte Sloweniens Nationalspieler Miha Zarabec vor dem längst ausverkauften Duell Zweiter gegen Erster am Samstag (20.45 Uhr/Sky), «aber wir wollen das durchziehen und gewinnen. Das Spiel in Hannover ist wie ein Finale für uns.»

Gleich zehn THW-Spieler waren bei der Europameisterschaft im Einsatz – einige kehrten angeschlagen zurück. Die deutschen Abwehrrecken Patrick Wiencek (Knie) und Hendrik Pekeler (Achillessehne) sind ebenso wenig fit wie der Schwede Lukas Nilsson (Rücken) und Dänemarks Weltmeister-Torwart Niklas Landin, der sich eine Kapselverletzung im Zehenbereich zuzog. «Es wird noch Wochen dauern, bis er wieder schmerzfrei spielen kann», sagte Kiels Trainer Filip Jicha. «Aber er wird – wie die anderen – auf die Zähne beißen.»

In der Tabelle liegen die Kieler mit 32:8 Punkten vor Hannover (31:9) und Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt (30:10), der am Sonntag den punktgleichen Vierten SC Magdeburg empfängt. Eine Niederlage würde den THW die Spitzenposition kosten, die er sich in der ersten Saisonhälfte mit überwiegend starken Auftritten erkämpft hat.

Die Personalprobleme kommen daher zur Unzeit. «Sicherlich sind die Voraussetzungen nicht optimal, aber jammern hilft nichts», sagte Jicha. «Wenn man oben mitspielen will, muss man in Hannover gewinnen. Das ist unser Anspruch, für uns startet am Samstag der lange Saison-Endspurt – auch wenn es ein bisschen wie eine Lotterie ist.»

Der Herausforderer, der auf Rückraum-Ass Ivan Martinovic (Fußbruch) verzichten muss, fiebert dem Spitzenspiel mit großen Erwartungen entgegen. Schließlich ist das Überraschungsteam der Saison vor heimischer Kulisse bisher ungeschlagen. Die Topteams aus Flensburg, Magdeburg, Berlin hatten an der Leine allesamt das Nachsehen, nur die Rhein-Neckar Löwen konnten einen Zähler ergattern. «Das ist ein echtes Highlight für den Handball in Hannover. Wir hätten wahrscheinlich 30.000 Karten verkaufen können», sagte TSV-Torwart Domenico Ebner.

Die Gastgeber setzen vor allen auf Deutschlands EM-Shootingstar Timo Kastening – mit 103 Toren bisher Hannovers Top-Torschütze – und Regisseur Morten Olsen (97 Tore). Der 35 Jahre alte Däne kam bei der Euro nur zu zwei Kurzeinsätzen und geht entsprechend ausgeruht in das Duell, das Richtung weisenden Charakter hat. «Es wäre der größte Traum meines Lebens, mit Hannover was zu gewinnen», sagte Olsen unlängst im Interview des Onlineportals «Sportbuzzer» zu seinen Saisonzielen. Mit einem Sieg käme er dem ein Stück näher.