Johannes Golla über die Handball-EM und die Aufgabe als DHB-Kapitän

Erst Verlobung, dann Vorbereitung: Zum Jahreswechsel veröffentlichte Johannes Golla auf Instagram ein Foto von seiner Freundin Elena und sich als eng umschlungenes Paar, darunter ein Ring- und ein Herz-Emoji.

Prompt hagelte es in den Kommentaren Glückwünsche von überall für den Handballer der SG Flensburg-Handewitt, der im Anschluss an den Weihnachts-Hit gegen den SC Magdeburg fünf Tage in der hessischen Heimat bei Familie und Freunden verbrachte, um kurz Energie für den nächsten Kraftakt zu tanken.

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Allzu gerne würde der 24-jährige Kreisläufer Ende dieses Monats ein weiteres Selfie mit einem anderen Schmuckstück posten – und zwar mit einer EM-Medaille. Als Kapitän führt er die deutsche Nationalmannschaft bei der EM in Ungarn und der Slowakei (13. bis 30. Januar) an.

Gedämpfte Erwartungen – große Hoffnungen

Allerdings sind die Aussichten auf einen Coup eher moderat. Nach den Rücktritten (Gensheimer, Weinhold, Bitter) und Absagen (Pekeler, Wiede, Drux, Knorr, Groetzki) von reichlich Routine und Qualität haben die deutschen Ballwerfer am 2. Januar im unterfränkischen Großwallstadt ihren Feinschliff auf das Turnier ohne konkrete Zielsetzung und mit gedämpfter Erwartung gestartet.

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„Das ist eine schöne Mischung“, sagt Golla, der junge Anführer. Bange ist ihm nicht mit Blick auf den 19-köpfigen Kader. Das Kraftpaket aus Flensburg sagt:

In der ersten Turnierphase trifft die Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason in Bratislava auf Belarus (14. Januar), Österreich (16. Januar) und Polen (18. Januar). Die ersten zwei Mannschaften qualifizieren sich für die Hauptrunde.

Das Ziel: Für Euphorie sorgen

„Wir müssen ein gutes Gefühl in der Mannschaft herstellen und den Fans zeigen, dass wir sie euphorisieren wollen“, beschreibt der DHB-Kapitän die Zielsetzung: „Wenn wir das schaffen, dann werden wir auch nicht in der Vorrunde ausscheiden.“

Schließlich sei man trotz der vielen international unerfahrenen Spieler im Aufgebot „keine schlechte Handballmannschaft. Mit unserer Qualität und dem nötigen Glück können wir alle drei Gegner schlagen“, ist Golla überzeugt.

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Von einem Übergangsturnier will der 31-fache Nationalspieler, der nach EM 2020, WM und Olympia 2021 sein viertes großes Turnier im deutschen Trikot spielt, nichts wissen. Dazu sei dieser Wettbewerb einfach zu wertvoll.

Anführer, Antreiber, Ansprechpartner

Golla will und muss als Kapitän vorangehen. Wenngleich er immer noch dabei ist, in diese im November übernommene neue Rolle hineinzuwachsen.

Was hat sich denn dadurch für ihn persönlich geändert? „Ich stehe noch mehr in der Verantwortung.“ Er sei nun häufig erster Ansprechpartner in vielen Dingen – sei es bei Anfragen vom DHB oder der Presse. „Es ist schon ein erheblicher Mehraufwand. Man muss viele Sachen im Kopf haben“, sagt Golla: „Man muss lernen, das strukturell abzuarbeiten. Das klappt ganz gut.“

Lob vom Chef

Das bestätigt sein Chef. „Johannes ist ein sehr guter Kapitän“, sagt Gislason, der den 24-Jährigen als gewissenhaft charakterisiert und ihn das Etikett „Leistungsträger und Führungsspieler“ verpasst. Umgekehrt bezeichnet Golla, der von Philipp Weber, Patrick Wiencek und Timo Kastening als Mitglieder des DHB-Mannschaftsrates unterstützt wird, den Bundestrainer als „sehr angenehmen Zeitgenossen mit einem tollen Humor. Alfred ist zwar nicht so kommunikativ wie Maik Machulla. Aber er weiß genau, was er will.“

Und das ist Erfolg – am liebsten schon in den nächsten Tagen und Wochen.