Kleine Halle, große Herausforderung: SG Flensburg-Handewitt gastiert in Elverum

Während sich im schleswig-holsteinischen Kiel die Handballer des THW nach zwei positiven Coronafällen im Team in häusliche Quarantäne begaben, machten es sich gestern ihre Kollegen von der SG Flensburg-Handewitt in einem Hotel im norwegischen Elverum gemütlich. Da bis auf einen kurzen Spaziergang unter Masken vor Ort nichts außerhalb ihrer Unterbringung erlaubt ist, hatte die SG das Abschlusstraining auf das Champions-League-Spiel bei Elverum HB (Donnerstag, 18.45 Uhr) noch am Vormittag in der Duburghalle in Flensburg absolviert. Es folgte ein Mittagessen im Kabinengang, ehe es mit dem Flieger nach Oslo und anschließend mit dem Bus nach Elverum ging.

Elverum kein Kanonenfutter

„Die ganz große Euphorie herrscht nicht bei uns“, sagte Maik Machulla. Eine Aussage des SG-Trainers, die sich rein auf den touristischen Reiz dieser Reise bezog. Anders ist die Lage im sportlichen Bereich, denn wartet eine große Herausforderung auf den aktuellen Tabellenzweiten der Gruppe A (11:3 Punkte). „Die Truppe ist wahrlich kein Kanonenfutter“, meinte Machulla über den Gegner (2:10 Punkte), der seiner Mannschaft im Hinspiel beim 37:35-Sieg das Leben richtig schwer gemacht und so viele Gegentore wie kein anderes Team in dieser Saison eingeschenkt hatte. Auch wenn sich der SG-Coach mit dem momentanen Tabellenstand nicht intensiv beschäftigt, wusste er: „Wir brauchen die zwei Punkte, um oben dran zu bleiben.“

Magnus Röd verletzt, Franz Semper operiert

In der vergangenen Saison war den Flensburgern bei Elverum HB ein 34:28 geglückt. Und zwar in der großen Hakons Hall in Lillehammer, vor über 9300 Fans. Ein solches Handballfest wird es heute Abend in der kleinen Terningen Arena (ohne Zuschauer) nicht geben. Übrigens: Damals war Magnus Röd mit einer Fußverletzung außer Gefecht gewesen, auch diesmal muss der norwegische Nationalspieler – ebenso wie die Langzeitverletzten Lasse Möller und Franz Semper (am Mittwoch wurde bei einer OP in Leipzig das vordere Kreuzband des linken Knies erfolgreich stabilisiert und der Außenmeniskus rekonstruiert)  – beim „Heimspiel“ passen. In Folge seiner erlittenen leichten Gehirnerschütterung ist der Linkshänder noch nicht reise- und spielfähig, er blieb gestern in der Fördestadt.

 

Das meinte SG-Trainer Maik Machulla zur angespannten Personallage beim deutschen Vizemeister. Nun gilt es zu überlegen, wie man auch mit drei Rechtshändern im Rückraum es schafft, 60 Minuten Druck auszuüben. Klar ist: Youngster Magnus Holpert wird mehr Verantwortung bekommen. Eine kurzfristige Nachverpflichtung für den rechten Rückraum ist jedenfalls im Dezember unwahrscheinlich. Es werde keinen Schnellschuss geben, versicherte Machulla: „Denn ich muss erst von der Lösung zu 100 Prozent überzeugt sein“. Nur so viel: Holger Glandorf war gestern nicht in der Trainingshalle zu sehen.

Johannes Golla würde WM spielen

Mittendrin war aber Johannes Golla, der nach überstandener Verletzung vor Energie nur so sprüht und bereit für Großtaten im Verein und auch in der Nationalmannschaft ist. Nach der Absage von Patrick Wiencek (THW) ist der 23-Jährige heißer Kandidat für das deutsche WM-Aufgebot. Und der SG-Kreisläufer hat in dieser Diskussion eine klare Meinung: „Sollte ich die Möglichkeit bekommen, mit nach Ägypten fliegen zu dürfen, würde ich das tun.“ Vor ein paar Tagen gab es in Kleingruppen Videokonferenzen, in denen der DHB Fragen zum Hygienekonzept der WM beantwortet und das allgemeine Meinungsbild unter den Spielern abgefragt habe. „Ich vertraue den Leuten“, sagte Golla, fügte aber an: „Die WM ist kopfmäßig noch ganz weit weg.“ Jetzt zähle erst einmal die SG.