Magnus Holpert: „Wechsel zu GWD Minden war die richtige Entscheidung“

In einem Journalismus-Projekt blicken Schülerinnen und Schüler des Alten Gymnasiums in Flensburg hinter die Kulissen des Pressewesens. Dabei machen sie unter der Leitung von Stefan Beuke selbst erste journalistische Schritte. Das Projekt findet in Kooperation mit dem Flensburger Tageblatt statt. In unregelmäßigen Abständen werden Texte der Nachwuchsreporter veröffentlicht.

Magnus Holpert (19) und Jonathan Hansen (14) haben einige Gemeinsamkeiten. Der eine war Schüler auf dem Alten Gymnasium, der andere ist es derzeit – und dort Teilnehmer einer Journalismus-AG. Beide verbindet die Liebe zum Sport. Magnus Holpert, seit dieser Saison Profi bei GWD Minden, zum Handball; Jonathan Hansen zum Fußball. Im Video-Interview haben sie sich unterhalten über: Sportleidenschaft, Holperts Verletzungsmisere, die Vorzüge von Minden und wie man den Druck im Leistungssport für sich nutzt.

Tabellenletzter, keine Einsatzzeiten… Auf den ersten Blick sieht der Wechsel nach Minden wie eine falsche Entscheidung aus. Was spricht dafür, dass es doch die richtige war?

Magnus Holpert: Ich hatte schon eine Verletzung aus Flensburg nach Minden mitgebracht. Damit war ich in der Vorbereitung die ersten sechs Wochen raus. Danach habe ich mich am Schleimbeutel am Wurfarm verletzt. Dann war ich nochmal drei Wochen raus. Und seit sechs Wochen habe ich einen Muskelfaserriss in der Wade. Jetzt will ich in Ruhe fit werden, um eine vierte Verletzung zu vermeiden. Im Moment ist es ein bisschen schwer für mich.

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Das klingt frustrierend.

Minden hat ganz andere Ambitionen als Flensburg. Es war klar, dass wir nicht um die Champions-League-Plätze mitspielen. Dass es so lange dauert, bis wir die ersten Punkte holen, war schon für alle verwunderlich. Aber in letzter Zeit kommen die Erfolgserlebnisse. Die Stimmung in der Mannschaft ist sehr gut. Wir haben Spaß, wir haben ein junges Team. Es gibt einen klaren Aufwärtstrend. Es war auf keinen Fall die falsche Entscheidung, nach Minden zu gehen.

Was spricht für Minden?

Das Umfeld in Minden ist extrem schön und auch handballverrückt. Ich habe eine schöne Wohnung und auch viele neue Freunde gefunden. Meiner Meinung nach haben wir außerdem einen der besten Trainer in der Bundesliga.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Frank Carstens, der nicht nur Flensburg-Sympathisant ist, sondern als guter Ausbilder von jungen Handballern gilt?

Frank baut ganz stark auf die Jugend und gibt jungen Spielern eine Chance. Er war ausschlaggebend, überhaupt nach Minden zu wechseln. Ich habe mich extrem auf ihn und die Arbeit mit ihm gefreut. Die ist natürlich noch nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, weil ich bis jetzt vielleicht drei oder vier Mal mit der ersten Mannschaft trainieren konnte und sonst verletzt war. Ich hoffe, dass ich in der Rückrunde wieder über die zweite Mannschaft als Führungsspieler in der dritten Liga angreifen und Spielpraxis sammeln kann – und dann hoffentlich der ersten Mannschaft ein bisschen frischen Wind geben darf.

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Wenn man „Magnus Holpert“ googelt, kommt als erster zusätzlicher Vorschlag Minden, dann als zweites „Vater“. Nervt dich das, erzeugt das Druck oder macht es dich eher stolz, der Sohn der Handball- und Torwartlegende Jan Holpert zu sein?

Klar will ich mir meinen eigenen Namen in dieser Branche machen. Aber es ist vor allem Stolz, dass ich zu dieser Familie gehören darf. Es nervt mich nicht, aber ich denke, dass ich es schaffen werde, mehr für mich alleine zu stehen.

Ich spiele Fußball beim SC Weiche 08 in der C-Jugend-Regionalliga. Schon bei uns ist das Thema „Druck“ vorhanden. Wie gehst du damit um und welchen Tipp hast du für uns Jugendliche?

Es ist einfach so, dass man als Leistungssportler mit Druck umgehen können muss. Ich finde es gut, wenn man das schon früh lernt. Wir haben uns in Flensburg selbst auch in der Jugend den Druck gemacht, gewinnen zu wollen. Was wichtig ist, ist, dass man diesen Druck von außen versucht auszublenden, aber dass man sich selbst pusht. Wenn man sich selbst Druck macht, hat man eine Selbstmotivation. Auch ein gewisser Perfektionismus gehört dazu. Du machst dir selbst Druck, weil du etwas werden willst: in deinem Fall vielleicht Fußball-Profi, bei mir ist es der Profi-Handball. Mit Druck sollte man versuchen, positiv umzugehen und ihn für sich zu nutzen.

Für dich ist der Druck ausschließlich positiv?

Du kannst ihn nicht vermeiden. Er ist Teil dieses Geschäfts. Egal, welche Sportart man ausübt, wenn man sie auf hohem Niveau und leistungsbezogen betreibt, dann hat man immer einen gewissen Druck. Damit muss man umgehen lernen. Und wenn du ihn positiv für dich nutzen kannst, hast du am meisten davon.

Wann ist denn Handball für dich zum Geschäft geworden?

Das ist es eigentlich gar nicht. Ich liebe diesen Sport. Ich spiele Handball, weil er schon seit extrem langer Zeit ein Ausgleich für mich ist. Wenn ich damals nach der Schule schlechte Laune hatte, konnte ich im Training immer abschalten. Und auch jetzt ist es so, dass ich einfach Spaß habe, wenn ich auf dem Feld stehe. Na klar, ich bekomme jetzt mein Geld fürs Handballspielen. Aber für mich ist das mehr Spaß, Hobby und Liebe zum Sport als Geschäft.

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Was ist für dich gleich und was ist unterschiedlich, wenn du an den Sport denkst, wie du ihn heute ausübst und wie du ihn mit 14 Jahren betrieben hast?

Die Leidenschaft ist die gleiche wie mit 14, und wird sich hoffentlich noch lange durchziehen. Die Leidenschaft und der Spaß haben mich immer motiviert – und nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, der Druck aus dem Elternhaus. Der Profi-Handball war immer mein eigenes Ziel.

Was würde der 19-jährige Magnus Holpert dem 14-jährigen Magnus Holpert raten?

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hatte ich früher ein bisschen zu viel Spaß – auch wenn es sich vielleicht ein bisschen doof anhört. Zum Beispiel beim Athletiktraining würde ich mir raten, mit etwas mehr Ernsthaftigkeit ran zu gehen. Das ist schon in jungen Jahren extrem wichtig. Darauf baut man die Basis für später auf, wenn’s im Herrenbereich nochmal ganz anders wird als in der Jugend. Aber insgesamt würde ich gar nicht so viel ändern. Wenn ich Anderen etwas raten sollte, dann ist es: Mach, was du wirklich willst!

Warum hast du eigentlich die Nummer 24 in Minden? Ist das eine Respektbekundung an deinen ehemaligen Positionskollegen Jim Gottfridsson, der in Flensburg die gleiche Nummer trägt?

Ja, in der Tat. Jim ist ein großes Vorbild. In der Jugendzeit hatte ich schon die letzten zwei, drei Jahre die Nummer 24. Dann hatte ich das Glück, mit ihm zusammenspielen zu können, da konnte ich die Nummer ja nicht nehmen. Jetzt habe ich in Minden zugegriffen.

Wie geht es für dich jetzt weiter?

Mein Ziel ist es, erstmal wieder fit zu werden, endlich mal wieder bei 100 Prozent zu stehen, eine längere Zeit gesund bleiben, meinen eigenen Rhythmus wiederzufinden und Fahrt aufzunehmen. Weiter will ich erstmal gar nicht denken.

Sehen wir dich diese Saison noch in der Bundesliga?

Wenn ich fit werde und gesund bleibe, bin ich positiv gestimmt.