Nur 23:23 – SG Flensburg-Handewitt lässt in Balingen einen Punkt liegen

Maik Machulla war angefressen. „Sie hatten in dem Moment nur die eine Aufgabe, deshalb verstehe ich das nicht“, sagte der Trainer der SG Flensburg-Handewitt.

Ziel seiner Kritik: Die Schiedsrichter, die den SG-Handballern am Sonntag aus seiner Sicht zu Unrecht eine schnelle Mitte verwehrten, kurz nachdem HBW Balingen-Weilstetten sieben Sekunden vor Schluss zum 23:23 (13:14) ausgeglichen hatte. Das Tor von Mads Mensah, das den siebten Bundesliga-Sieg in Folge bedeutet hätte, zählte nicht.

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Dürftige Angriffsleistung

Der fest eingeplante Sieg beim Tabellenvorletzten war der SG nicht erst in der letzten Sequenz aus den Händen geglitten. „Wir dürfen in diese Situation gar nicht kommen“, sagte Machulla.

Der Grund für den Punktverlust lag in einer dürftigen Angriffsleistung mit leichtfertigen Ballverlusten im zweistelligen Bereich. Dazu schaffte es Flensburg wie schon bei den Unentschieden gegen Erlangen und Göppingen nicht, den finalen Angriff des Gegners zu unterbinden. Vladan Lipovina ließ Aaron Mensing stehen und dem gut aufgelegten SG-Keeper Benjamin Buric (12 Paraden) keine Abwehrchance. Der Bosnier hatte überraschend den Vorzug vor dem zuletzt so starken Kevin Möller bekommen.

Keine Präzision in der Überzahl

„Wir hatten vorher ein paar Möglichkeiten, das Spiel zu entscheiden“, meinte Machulla. Etwa, als die Zeichen beim 11:8 (20.) auf Kontrolle standen. Oder als der acht Mal erfolgreiche Mensah sich in der 56. Minute zum 22:21 durch die leidenschaftlich kämpfende Balinger Deckung tankte und eine Zeitstrafe herausholte.

Anstatt die Überzahl zu nutzen, vertändelte die SG zwei Mal den Ball. „Unsere Überzahl war katastrophal“, sagte Machulla.

Jim Gottfridsson und Co. liefen sich oft fest. Die Ausbeute von nur 23 Toren gegen die zweitschlechteste Abwehr der Liga spricht eine klare Sprache, zumal keiner der Balinger Keeper über sich hinauswachsen musste. Die SG kam mitunter gar nicht zum Abschluss. „Wir haben nicht breit gespielt. Im Eins-gegen-Eins hat Balingen stark verteidigt“, befand Mensah.

Ein Linksaußen fehlte

Dass neben Hampus Wanne (familiäre Gründe) auch Emil Jakobsen (Wade) fehlte, setzte der Qualität des SG-Handballs zu. Ohne etatmäßigen Linksaußen – Julius Meyer-Siebert, Aaron Mensing, Mads Mensah und Göran Sögard bekleideten den Flügel – fiel das so gerne fabrizierte Abräumen auf die linke Seite komplett flach. Die Flensburger waren für Balingen ausrechenbar. Die Verdichtung im Zentrum führte auch dazu, dass Johannes Golla kaum Freiräume genoss.

Dennoch hätte die SG dieses Spiel, das Ähnlichkeiten zur vorweihnachtlichen Blamage auf den Tag zwei Jahre zuvor bei den Eulen Ludwigshafen aufwies, gewinnen müssen.

Rückschlag trotz Aufholjagd

Immerhin: Die Flensburger kämpften sich noch einmal zurück, als ihnen die Partie beim 15:19 (41.) ganz und gar zu entgleiten drohte. 5:1-Abwehr, siebter Feldspieler – Machulla versuchte taktisch alles, die Mannschaft holte wieder auf, belohnte sich am Ende aber nicht. „Das war ein echter Rückschlag“, brachte Machulla es auf den Punkt.

HBW Balingen-Weilstetten: Sejr (ab 18., 5/1 Paraden), Ruminsky (1 P.) – Lipovina (6/2), Munzinger, Huber, Thomann, Ingason, Nothdurft (2), Wiederstein, Beciri (1), Schoch (4), Zintel (5), Stevanovic, Heinzelmann (2), Strosack (3), Wente
SG Flensburg-Handewitt: Buric (12 P.), Möller (n.e.) – Golla (3), Hald (1), Svan (2), Wuzella (n.e.), Meyer-Siebert, Steinhauser, Mensah (8), Sögard, Gottfridsson (5), Müller (n.e.), Semper (1), Mensing (1), Einarsson (2), Lindskog (n.e.)
SR: Krag/Hurst (Frankfurt/Berlin) – Zuschauer: 750
Zeitstrafen: 4:4 – 7m: 2/2:1/0

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