Sebastian Frecke über das traumhafte Jahr der Hamburger Handballer

Bundesliga-Aufstieg, viele gelungene Auftritte des Teams von Trainer Torsten „Toto“ Jansen in der ersten Liga – der Handball Sport Verein Hamburg (HSVH) blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Das steht schon jetzt fest, obwohl noch zwei Spiele in Magdeburg (23. Dezember, 19.05 Uhr) und in der Sporthalle Hamburg gegen den Bergischen HC (27. Dezember, 19.05 Uhr) anstehen. Im Interview lässt Geschäftsführer Sebastian Frecke die bisherige Saison Revue passieren und spricht über den Umgang mit der Corona-Pandemie.

Sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
Definitiv. Wir hatten uns in unseren kühnsten Träumen nicht so viele Punkte in so kurzer Zeit erhofft. Bei unserem schweren Auftaktprogramm mussten wir vor der Saison durchaus einkalkulieren, dass wir schlimmstenfalls mit 0:10-Punkten starten. Was die Jungs um „Toto“ bisher abgeliefert haben, ist stark.

Was war für Sie persönlich der Höhepunkt in den bisherigen Spielen?
Der Anpfiff zum ersten Bundesligaspiel. Wir hatten jahrelang darauf hingearbeitet, dass wir wieder in der Bundesliga spielen. Als das Spiel gegen Göppingen losging, wurde mir so richtig bewusst, dass wir unser großes Ziel erreicht haben. Obwohl wir gegen Göppingen verloren haben, hatte ich ein absolut positives Gefühl. Zumal das Spiel zeigte, dass wir in der Bundesliga mithalten können. Dass wir häufiger verlieren werden, war uns ohnehin von vornherein klar. Wir genießen es aber, uns mit den Besten zu messen.

Was lief in der ersten Bundesliga-Saison des HSVH anders als sie vorher erwartet hatten?
Wie wussten vorher nicht, wie sich unsere sechs Neuzugänge integrieren lassen und ob die kurze Vorbereitungszeit ausreicht, um wirklich als Team zu agieren und aufzutreten. Da wir zudem ein niedriges Durchschnittsalter haben, war außerdem unklar, wie schnell sich die jungen Spieler an das höhere Niveau gewöhnen. Dazu kam die Frage, ob das Konstrukt auch nach den ersten Niederlagen stabil bleibt. Das ist zum Glück der Fall. Vor der Entwicklung der Mannschaft muss man den Hut ziehen. Wenn man zum Beispiel sieht, wie sich ein Niklas Weller von der Oberliga in die Bundesliga hochgearbeitet hat, ist das beeindruckend.

Werden die Saisonziele nach dem gelungenen Start angepasst?

Nein. Für uns geht es weiterhin nur um den Klassenerhalt. Uns ist bewusst, dass wir uns mit den Mannschaften im Tabellenkeller messen müssen. Wir freuen uns, wenn der Abstand zu den Abstiegsplätzen möglichst groß ist. Bis zum Klassenerhalt ist es aber noch ein weiter Weg.

Die Corona-Pandemie beeinflusst auch die Handball-Saison. So gab es beispielsweise vor dem Spiel in Berlin Diskussionen, ob die Partie wegen zahlreicher Corona-Fälle beim Gegner verschoben werden muss. Letztendlich fand sie doch statt und der HSVH kassierte eine Niederlage. Welchen Einfluss hat die Pandemie auf die Abläufe beim HSVH?
Natürlich beeinflusst uns diese Thematik. Vor dem Spiel gegen Berlin war es vielleicht ein zu großes Thema, dass die Vorbereitung beeinflusst hat. Das Berlin-Spiel war aber mit Sicherheit eine maximale Ausnahmesituation. Zum Glück hatten wir in unserer Mannschaft seit Oktober 2020 nicht mehr mit Corona zu kämpfen.

Wie beurteilen Sie das Corona-Management der Liga?
Die Verantwortlichen versuchen ihr Bestmögliches und müssen dabei auch den TV-Rechte-Vertrag im Hinterkopf haben. Grundsätzlich können wir froh sein, dass bisher fast alle Bundesliga-Spiele stattfinden konnten.

Wirkt sich die Corona–Pandemie auf die Zuschauerzahlen aus?
Der Zuspruch ist auf alle Fälle zufriedenstellend. Die Menschen in Hamburg haben Lust auf Bundesliga-Handball. Durch die Corona-Regelungen sind aber aktuell nur 3038 Zuschauer in der Sporthalle und 5000 in der Barclays Arena zugelassen. Wenn man außer Acht gelassen hätte, dass so etwas passieren kann, hätte man allerdings blind agiert. Uns war klar, dass diese Saison noch einmal ein harter Prüfstein für uns wird.

Die Ausgleichszahlungen für entgangene Zuschauereinnahmen sind nur bis Ende des Jahres gesichert. Gibt es schon Signale aus der Politik, ob diese weiterfließen?
Das Signal, dass die Corona-Hilfen für den Profisport verlängert werden, gibt es meines Wissens schon. Wir stehen dabei vor der Herausforderung, dass wir mit Vergleichszahlen von 2019 arbeiten müssen. Damals spielten wir aber noch in der zweiten Liga. Deswegen fehlen uns für den Antrag Vergleichswerte, da die Zahlen in der ersten Liga anders als in der zweiten Liga sind. Wir arbeiten nun daran, dass wir trotzdem Ausgleichszahlungen beantragen können.

Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, forderte öffentlich, dass die Hallen für den Nachwuchssport trotz Corona auf keinen Fall geschlossen werden dürfen. Ist die Forderung nachvollziehbar?
Definitiv. Was verloren geht, kann auch nicht einfach nachgeholt werden. Das sehen wir in unserer eigenen Nachwuchsabteilung. Wir können uns darauf einstellen, dass aus den Corona-Jahrgängen weniger Talente den Sprung nach oben schaffen werden.

Was ist Ihr Wunsch für 2022?
Ich wünsche mir, dass wir an unsere bisherigen Leistungen anknüpfen und nicht bis zum Ende der Saison um den Klassenerhalt zittern müssen. Ich würde mich freuen, wenn wir möglichst früh für unsere zweite Bundesligasaison planen dürfen.