SG Flensburg-Handewitt sucht den Dialog mit der EHF

Die Gestaltung des Wochenendes nahm bei der SG Flensburg-Handewitt einen ganz anderen Verlauf als geplant. Statt ins ferne Ungarn zu fliegen, konnten die Handballprofis am Sonntag an einem sportfreien Tag das schöne Wetter in der Fördestadt genießen. Der Grund: Das Flensburger Champions-League-Spiel bei Pick Szeged war wegen eines Coronafalls beim Gegner am späten Sonnabend kurzfristig abgesagt worden. Die Partie wurde für die SG mit 2:0 Punkten und 10:0 Toren gewertet.

Flensburger Frust

Die unerwartete Auszeit tat den Flensburgern nach turbulenten Tagen auch gut, um den Pulsschlag etwas zu senken. Denn die Entscheidung der Europäischen Handball-Föderation (EHF) vom Freitag, die abgesagten Champions-League-Spiele beim FC Porto und gegen Vardar Skopje jeweils mit 0:2 Punkten und 0:10 Toren gegen die SG zu werten, hatte für Entrüstung beim deutschen Vizemeister gesorgt. Beide Spiele hatten aufgrund behördlicher Corona-Bestimmungen nicht stattfinden können. Von Seiten der SG hätte der Austragung nichts entgegen gestandenen. Das Spiel Paris St. Germain – Vardar Skopje war dagegen remis gewertet worden – bei gleicher Ausgangslage.

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SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke hatte sich zunächst „unglaublich sauer und enttäuscht“ über die Kommunikation der EHF gezeigt und sein Unverständnis über die Wertung der ausgefallenen Spiele geäußert. Trainer Maik Machulla hatte von einem Skandal gesprochen.

Rüffel von der EHF

Die Kritik aus Flensburg sorgte beim europäischen Verband für Verdruss. „Die Spielwertung kam weder völlig überraschend noch trifft es zu, dass diese Entscheidungen ohne vorherige Kommunikation an die Vereine getroffen wurden“, hielt die EHF in einem Statement der Darstellung der SG entgegen. Die Entscheidung und die Gründe für die Spielwertungen seien „allen betroffenen Vereinen vor der öffentlichen Information mitgeteilt“ worden. Deswegen habe man die SG Flensburg-Handewitt aufgefordert, die Aussagen der Vereinsvertreter öffentlich zu korrigieren. Dieser Aufforderung kam die SG teilweise nach. Sie räumte ein, dass aufgrund technischer Probleme eine Nachricht der EHF nicht bei der Flensburger Geschäftsführung angekommen sei. Dierk Schmäschke erfuhr daher am Freitag durch die Anfrage unserer Zeitung von den Spielwertungen der EHF. Diese hatte der Verband den Vereinen jedoch erst kurz vor der Veröffentlichung der Presseerklärung per Mail mitzuteilen versucht. Bei der SG wurde diese Mail verspätet wahr genommen.

Das ändert jedoch nichts am grundsätzlichen Problem. „Wir rücken nicht davon ab, dass wir mit der EHF über die Spielwertungen  uneinig sind. Wir werden diese Entscheidung weiter kritisch hinterfragen.“

Mildere Töne

Dennoch müsse man mit der EHF im konstruktiven Gespräch bleiben, erläuterte Schmäschke, weshalb er gestern mildere Töne anschlug.

 

Das sagte der SG-Manager. Die Wortwahl vom Freitag sei zu scharf gewesen.

Was ist mit Prämien?

Hintergrund für die Bemühungen, die Wogen zu glätten, dürfte auch sein, dass es um weit mehr als Punkte geht. Neben der sportlichen Seite haben die Spielausfälle auch wirtschaftliche Folgen. So steht einem Teilnehmer der Champions League pro Auswärtsspiel eine Antrittsvergütung von 30000 Euro zu. Dazu kommen Punktprämien. Noch ist dem Vernehmen nach ungeklärt, wie mit diesen Geldern angesichts der Spielausfälle und darausfolgenden Wertungen umgegangen wird.

Für die SG bleibt nun nur noch ein Gruppenspiel am Donnerstag in Polen bei Vive Kielce. Dabei geht es um den Gruppensieg und eine vermeintlich günstigere Ausgangslage für die K.o.-Runde. Platz zwei hat die SG aufgrund des gewonnenen Vergleichs mit den drittplatzierten Parisern sicher.

Kommentar von Jan Wrege:

Transparenz muss sein

Es ist nicht erfreulich, was sich in den Handballwettbewerben  auf europäischer Ebene abspielt. Nachdem im Vorjahr die Champions League  mehr schlecht als recht  zum Ende  gebracht wurde, indem kurzerhand vier Mannschaften zu Final4-Teilnehmern ernannt wurden, ist in der aktuellen Saison der sportliche Wert des Wettbewerbs erneut akut gefährdet. Die Pandemie ist ursächlich für den ruinierten Spielplan vor allem in der Gruppe A. Der Umgang mit den Widrigkeiten liegt aber in der Verantwortung der EHF.  Warum  bei gleicher Ausgangslage ein Spiel remis gewertet wird und in anderen Partien Sieger und Verlierer   bestimmt werden, hat der europäische Verband bisher nicht erklärt.

Die SG Flensburg-Handewitt  war am Freitag zu Recht empört über die willkürlich wirkenden Wertungen. Nun rudert sie teilweise zurück. Das ist  nur schwer zu verstehen. Das Publikum  erwartet  Transparenz und Erklärungen bei Entscheidungen am grünen Tisch. Das müssen die Vereine selbstbewusst einfordern. Sonst wenden sich die Fans ab.