SG Flensburg-Handewitt: Tiefer Frust und ein gutes Signal

Das Lachen war zurück – zumindest kurzzeitig. Als Lasse Svan am Donnerstagvormittag die neue Fliesen- und Bodenbelägeausstellung beim Sponsor Jacob Cement Baustoffe per Scherenschnitt einweihte, zeigten beim Kapitän der SG Flensburg-Handewitt die Mundwinkel nach oben. Der dänische Handball-Profi freute sich zusammen mit der übrigen SG-Delegation um Trainer Maik Machulla, Manager Dierk Schmäschke und Kreisläufer Johannes Golla über die gleichzeitige Vertragsverlängerung des gastgebenden Trikotsponsors, dessen jahrzehntelange Partnerschaft mit dem Flensburger Handballclub bis 2024 und zu erhöhten Konditionen ausgeweitet wird.

Als Jacob-Cement-Inhaber Boy Meesenburg diesen Schritt als „Signal für andere“ bezeichnete, verbunden mit der Hoffnung, weiterhin Spitzensport in Flensburg sehen zu können, nickte Lasse Svan zustimmend. Ihm war jedoch deutlich anzumerken: Die vorherige Nacht mit wenig Schlaf und viel Verdruss über das dramatische Champions-League-Aus gegen Aalborg (21:26 und 33:29) hatte Spuren hinterlassen. „Das schmerzt ungemein“, sagte der SG-Rechtsaußen. Maik Machulla titulierte die irre Aufholjagd ohne Happy End gar als den „bittersten Moment meiner Trainerkarriere“.

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Der Konjunktiv hatte auch viele Stunden nach dem Abpfiff Hochkonjunktur. Was wäre passiert, hätten die französischen Schiedsrichterinnen den endlos langen finalen Aalborger Angriff durch Zeitspiel wesentlich früher unterbunden? Was wäre passiert, hätte die SG erst in der Schlussphase und nicht bereits in der 48. Minute eine Sechs-Tore-Führung inne gehabt? Was wäre passiert, hätten 6000 Fans die SG nach vorne peitschen können? Hätte, hätte, Fahrradkette!

Eine super Halbzeit ist zu wenig

„Es hat nicht viel gefehlt“, sagte Boy Meesenburg aufbauend in Richtung SG-Delegation. Diese aber musste selbstkritisch eingestehen: Es hat etwas gefehlt! Eine super Halbzeit in zwei Spielen reicht eben nicht aus, um im Konzert der Besten zu bestehen und sich ein Ticket für das Megaevent „Final Four in Köln“ zu verdienen.

Das sah auch Johannes Golla so: „Da spielt du so eine tolle Gruppenphase, da bekommst du mit Aalborg so ein super Los im Viertelfinale – und dann vermasselt du es alles mit dem schwachen Auftritt im Hinspiel. Das tut unheimlich weh“, sagte der Kreisläufer, der sich nachts bis drei Uhr das ganze Spiel nochmals auf Video angeguckt hatte.

Dort hatte er eine fehlerhafte erste und eine atemberaubende zweite Halbzeit gesehen. Und viele positive Aspekte aus Flensburger Sicht: Wie die Leistungen von Torhüter Torbjörn Bergerud und Linkshänder Magnus Röd. Wie die tolle Moral, mit der sich die SG aus einer aussichtslosen Lage (7:11/15.) herauskämpfte und trotz zahlreicher Nackenschläge sogar kurzzeitig (27:21/48.) Köln in Sichtweite hatte.

Was ist mit Buric?

Den Kopf in den Sand stecken, das will die mit dem Viertelfinal-Fluch belastete SG auf keinen Fall. Denn, wie Golla in Hinblick auf die Bundesliga betonte: „Wir haben noch etwas zu gewinnen.“ Jedoch könnte das eine noch schwerere Mission als angenommen werden, sollte sich die Blessur von Benjamin Buric als schwerwiegend erweisen. Der Torhüter zog sich bei einem Siebenmeter eine muskuläre Verletzung am hinteren Oberschenkel zu, ein MRT soll am Freitag Klarheit bringen. Die SG-Verantwortlichen rechnen nicht mit einer schnellen Rückkehr des 30-Jährigen, weshalb wohl zunächst ein Torhüter aus der A-Jugend als Backup für Bergerud einspringen muss. Sollte für den Bosnier die Saison vorzeitig beendet sein, würde die SG sich um einen Ersatz bemühen.

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