SG Flensburg-Handewitt übersteht gegen PSG Blackout nach der Pause

Was für ein verrücktes Spiel! Im Kampf um eine attraktive Ausgangsposition für das Champions-League-Achtelfinale waren die Handballer der SG Flensburg-Handewitt am Donnerstagabend eine Halbzeit lang auf bestem Wege, ein dickes Ausrufezeichen zu setzen. Die Mannschaft von Maik Machulla brannte gegen Paris Saint-Germain ein Feuerwerk ab und führte 19:10 – dann entglitt ihr die Partie völlig. Nur dank Benjamin Buric rettete die SG ein 28:27 ins Ziel. Der überragende Torwart (17 Paraden) lenkte den finalen Wurf von Nedim Remili aus 20 Metern gerade so an den Pfosten. „Die erste Halbzeit war eine unserer besten der Saison, die zweite eine der schlechtesten. Wir hätten es viel leichter haben können“, sagte Flensburgs bester Werfer Hampus Wanne.

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Vor den abschließenden Spielen in Szeged (Sonntag, 18 Uhr) und Kielce (Donnerstag, 18.45 Uhr) liegt die SG in Gruppe A nun fünf Punkte vor Paris und bleibt Spitzenreiter Kielce auf den Fersen. Entscheidenden Einfluss auf die Abschlusstabelle wird haben, wie die Europäische Handballföderation (EHF) die ausgefallenen Spiele gegen Skopje und in Porto wertet.

SG drückt aufs Gaspedal

Als „Warnschuss“ hatte Machulla den Bundesliga-Punktverlust gegen Lemgo (27:27) bezeichnet. Diesen hatte sein Team gehört. Während am Sonntag das Tempo gefehlt hatte, drückte die SG am Donnerstag zu Beginn das Gaspedal voll durch. Wanne stellte binnen weniger Sekunden von 1:2 auf 4:2 (3. Minute). Göran Sögard erzielte das 8:3 (12.), was PSG zur Auszeit zwang.

Der französische Serienmeister war völlig neben der Spur, leistete sich massenhaft Ballverluste und Fehlwürfe. Wichtig für Flensburg: Buric hatte zu diesem Zeitpunkt schon fünf Bälle abgewehrt – zuletzt waren die SG-Keeper nicht immer ein starker Rückhalt.

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Per Siebenmeter erhöhte Wanne auf 11:4 (15.). Erst jetzt kamen Mikkel Hansen und Co. aus dem Quark, machten weniger Fehler und schafften es häufiger, die bewegliche Flensburger 6:0-Abwehr zu knacken. Die erzwungenen Strafwürfe verwandelte Hansen sicher. Die vorübergehende Aufholjagd gipfelte im 12:9 (24.).

Mehr ließ die SG nicht zu. Der eingewechselte Lasse Möller nahm Fahrt auf, traf drei Mal selbst und bediente den gnadenlosen Wanne – 17:10 (29.). Möllers Schlusspunkt war das Sinnbild für die erste Halbzeit: Der Däne knallte die Kugel zum 19:10 ins Tor. Ohne über sich hinaus wachsen zu müssen, schickte die SG sich an, zum ersten Mal in ihrer Geschichte beide Saisonspiele gegen Paris zu gewinnen.

 

Den Faden verloren

Ganz ohne Gegenwehr wollte Paris sich jedoch nicht abspeisen lassen. Eine mit 2:0 gewonnene doppelte Unterzahl war ein erstes Signal, bis zur 40. Minute war das Polster des Machulla-Teams auf 22:17 geschrumpft. Die SG verlor gegen die offensivere Abwehr den Faden, ließ den Ball nicht mehr laufen, produzierte Fehler und Fehlwürfe. 

Plötzlich hieß es nur noch 23:20 (45.), weil Paris mit dem flinken Luc Steins und dem zusätzlichen Feldspieler jetzt Handball spielte. Buric verzögerte die weitere Aufholjagd, gänzlich stoppen konnte er sie nicht. Remili erzielte das 24:22 (49.), Mathieu Grebille das 27:26 (54.). Paris war jetzt obenauf, während die SG auf dem Zahnfleisch kroch. Rätselhaft war, wieso sie beim Stand von 28:27 wenige Sekunden vor Schluss den Ball herschenkte, anstatt das Spiel zu entscheiden. Buric und Pariser Pfostenpech retteten den Sieg.

SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud (bei zwei 7m)– Golla (1), Hald (1), Svan (2), Wanne (8/2), Jöndal (n.e.), Steinhauser (n.e.), Mensah, Sögard (5), Gottfridsson (7), Holpert (n.e.), Möller (4), Röd
Paris Saint-Germain: Gerard (ab 31., 1), Genty – Steins (4), Keita, Kristopans (1), Kounkoud (2), Sole (2), Toft Hansen, Remili (4), Grebille (1), Syprzak (4), L. Karabatic (1), Morros, Hansen (7/6), Prandi, Nahi
Schiedsrichter: Nikolov/Nachevski (Nordmazedonien)
7m: 2/2:6/6
Zeitstrafen: 4:5
Disqualifikation: Nahi (41., grobes Foul gegen Röd)