SG-Handballer im Reisestress – von Kairo über Flensburg nach Brest

Es wird eine turbulente Woche für die SG Flensburg-Handewitt. Noch nie war so wenig Zeit zwischen einem WM- oder EM-Turnier und der nächsten Verpflichtung im Handball-Alltag. Schon am Donnerstag (18.45 Uhr), nur vier Tage nach dem WM-Finale in Kairo, steht für die Mannschaft von Trainer Maik Machulla das Auswärtsspiel in der Champions League bei  Meshkov Brest in Weißrussland an.

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Magdeburg-Spiel verschoben

Das für Sonntag, 7. Februar, angesetzte Heimspiel gegen Magdeburg wurde verschoben. Ein Nachholtermin steht noch nicht fest. Hintergrund der Absage ist eine von der Liga vor der WM getroffene Regelung, wonach die Bundesligisten eine Verlegung des ersten Spiels nach den Titelkämpfen in Ägypten beantragen können, wenn ein Spieler aus dem jeweiligen Verein mindestens am WM-Halbfinale beteiligt ist.

Dennoch bleiben für den deutschen Vizemeister zwischen dem 4. und dem 28. Februar sieben Partien. Dass so ein Programm möglich ist, findet Machulla „eigentlich unglaublich“, aber jedes Klagen liegt ihm fern:

 

Training zu fünft

Am Donnerstag hat er mit fünf Spielern – Magnus Röd, Marius Steinhauser, Lasse Möller, Magnus Holpert und dem 17-jährigen Halblinken Mikael Helmersson aus dem U19-Kader der SG – das Training wieder aufgenommen. Torhüter Benjamin Buric fehlte wegen privater Verpflichtungen. Johannes Golla, Neuzugang Alexander Petersson, Göran Sögard, Torbjörn Bergerud und Magnus Jöndal, die alle schon wieder in Flensburg sind, haben noch einige Tage frei.

 

Für Machulla war der Trainingsauftakt eine willkommene Abwechslung vom WM-Gucken vor dem Fernseher. „Es hat auch in dieser kleinen Gruppe Riesenspaß gemacht, sehr individuell an Dingen zu arbeiten, die sonst zu kurz kommen: Technik, viele Würfe, Beinarbeit und die Gewöhnung an handballtypische Bewegungen, um Verletzungen vorzubeugen.“

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An eine sinnvolle Vorbereitung auf das schwere Spiel in Brest war noch nicht zu denken. Immerhin haben die Weißrussen keinen wesentlichen Vorteil. Auch sie stellten mit sechs Akteuren ein stattliches Kontingent zur WM ab. Die Aufgabe für die SG wird heftig: Der Tabellendritte Brest hat seine bisherigen vier Heimspiele gegen Vardar Skopje, Paris St. Germain, Pick Szeged und Elverum gewonnen und auch aus der Flens-Arena ein 29:29 entführt.

Treffen zum Corona-Test

Zur Einstimmung auf das Rückspiel müssen am Mittwochnachmittag die Videobesprechung und eine einzige Trainingseinheit reichen. Am Dienstag trifft sich zwar die komplette Mannschaft wieder. Dann steht aber nur ein gemeinsamer Corona-Test an. Machulla erachtet in dieser Woche Erholung für sinnvoller: „Mehr Training macht keinen Sinn.“

Die Reise nach Brest wird zur Tagestour, am Donnerstag hin, spielen und direkt wieder zurück. Das ist in diesem Fall nicht dem Termindruck geschuldet, sondern den Corona-Auflagen. Die SG-Delegation darf nicht in Weißrussland übernachten.

Crashkurs für Petersson

Alexander Petersson wird wie Johannes Golla am Montag ins SG-Training einsteigen. Auf den isländischen Linkshänder, der für den Rest der Saison für den verletzten Franz Semper einspringt, wartet ein Crashkurs zur aktuellen Flensburger Spielphilosophie. „Ich werde mich intensiv mit Alex beschäftigen. Die ganze Palette an Laufwegen, Spielzügen und Abwehrverhalten werden wir ihm nicht mehr beibringen können. Wenn er spielt, werden wir uns auf gewisse Dinge beschränken“, erklärt der SG-Trainer, der aber keinen Zweifel daran hat, dass der 40-Jährige vieles mit seiner großen Erfahrung bewältigen wird.

Bisher keine größeren Blessuren

Während der Weltmeisterschaft hat Machulla stets Kontakt zu seinen neun Teilnehmern gehalten. Der Stand vor den Halbfinals am Freitag war, dass alle ohne größere Blessuren durch das Turnier gekommen sind. Für die meisten hat sich auch die Belastung noch in akzeptablen Grenzen gehalten.

Am stärksten waren Göran Sögard (Johannessen) und Jim Gottfridsson gefordert. „Für Rückraumspieler ist es besonders hart. Sie bekommen die meiste Prügel“, sagte Machulla, der drei Mal aufs Holz klopfte und hoffte, dass am Montag auch die restlichen SG-Spieler gesund die Heimreise antreten.

Absage an Gidsel-Gerüchte

Machulla erteilte auf Anfrage allen Gerüchten um eine Verbindung zwischen SG und dem dänischen WM-Shootingstar Mathias Gidsel eine Absage. Der Linkshänder, der im Februar 22 Jahre alt wird, ließ jüngst wissen, er wolle in die Bundesliga und bezeichnete die SG als seinen Traumverein. „Da haben wir definitiv keinen Bedarf. Es ist ein interessanter Spieler, der eine gute WM spielt. Aber wenn er dauerhaft in der Bundesliga Fuß fassen will, muss er körperlich noch einiges zulegen“, meinte Machulla.