Sittenverfall im Netz – wenn Sportlern Gewalt angedroht wird

Bildschirm an, Gehirn aus? Bayern-Coach Julian Nagelsmann berichtet von 450 Morddrohungen, die nach dem Champions-League-Aus seiner Mannschaft bei Instagram in seinem Postfach eingetrudelt sind. Wer jetzt denkt, dabei handelt es sich um ein Fußball-Phänomen, irrt sich. Auch im Handball, wo dem Business noch Bodenhaftung und den Fans Vernunft nachgesagt werden, verfallen in der digitalen Welt die Sitten.

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So erzählte Jim Gottfridsson von der SG Flensburg-Handewitt, wie vor einem halben Jahr nach einem schwächeren Monat seinen Kindern in den „sozialen“ Medien Gewalt angedroht wurde. Wie können Menschen, versteckt hinter einem Bildschirm und einem digitalen Profil, so feindselig und schamlos sein? Es ist kaum zu ertragen, wie leicht Nonsens im Netz ohne jede direkte Konfrontation gestreut werden kann.

Schwer vorstellbar, dass die Schreiber hirnloser Hass-Nachrichten auch in der realen Welt einen auf besonders mutig machen würden. Wobei mutig das falsche Wort ist. Einem Nagelsmann, Gottfridsson oder wem auch immer Gewalt anzudrohen – geschweige denn Familienangehörigen – ist alles andere als mutig. Das ist einfach nur peinlich und gehört bestraft.

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Den Profis geht’s ans Portemonnaie

Im professionellen Sport ist es ein alltäglicher Vorgang: Spieler X unterschreibt einen Vertrag bei Verein Y, der Berater von Spieler X hat vermittelt. Bisher war es auch im Handball so, dass der Verein das Honorar des Agenten zahlt, obwohl dieser im Wesentlichen die Interessen des Spielers vertreten hat.

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Das soll sich ändern. Nach einem Beschluss des Weltverbandes IHF dürfen Berater ab dem 1. Juli in einem Transfer nur noch eine Partei vertreten und müssen von dieser bezahlt werden. „Das bedeutet, dass ein Spieler, der einen Vermittler zur Vertretung seiner Interessen bevollmächtigt hat, diesen entlohnen muss“, wird Gerd Butzeck zitiert. Butzeck arbeitete einst selbst als Berater, nun tritt er als Vorsitzender des Forum Club Handball (FCH) für die Interessen der europäischen Handball-Topclubs ein. Diese hatten die Initiative für die Änderung ergriffen.

Bei Agenten und Spielern dürfte der neue Passus im Transferrecht auf wenig Gegenliebe stoßen – schließlich geht’s ums Geld. Es drängt sich jedoch der Gedanke auf, dass die Profis das zu übernehmende Honorar in Zukunft einfach auf ihre Gehaltsforderung draufschlagen. Spannend wird sein, wie die Clubs darauf reagieren.

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