TBV Lemgo schafft Sensation bei der SG Flensburg-Handewitt

Bis Sonntag war vielen Handballern der SG Flensburg-Handewitt das Gefühl eines Bundesliga-Punktverlusts in der Flens-Arena unbekannt. 44 Heimsiege hatte die Mannschaft von Maik Machulla seit dem 26. Dezember 2017 (27:27 gegen Hannover) gefeiert.

Die fabelhafte Serie beendete der TBV Lemgo Lippe, der sensationell einen Punkt aus der Flensburger Festung entführte. Mads Mensah versenkte sieben Sekunden vor Schluss einen Unterarmwurf zum 27:27 (14:12) im Winkel. „Das ist dann wohl die Qualität eines Weltmeisters“, sagte Gäste-Coach Florian Kehrmann, der seine Mannschaft optimal eingestellt hatte. Für Lemgo war angesichts einer 24:21-Führung in der 50. Minute sogar mehr drin als das Unentschieden.

Der Kreisläufer, der im SG-Trikot zuvor alle Liga-Heimspiele gewonnen hatte, war einer der wenigen Flensburger in Normalform.

Schmerzhafter Punktverlust

Der Tabellenführer (jetzt 30:4 Punkte) ließ die Möglichkeit ungenutzt, nach Minuspunkten den THW Kiel (23:3) – der Deutsche Meister trennte sich vom SC Magdeburg 24:24 – hinter sich zu lassen. Das wäre wertvoll gewesen, sollte die Saison doch nicht wie geplant zu Ende gespielt werden können.

Die Leichtigkeit der überzeugenden Siege in Hannover und Berlin fehlte der SG im ersten Heimspiel seit Weihnachten. „Vielleicht haben wir uns von den Lobeshymnen einlullen lassen. Wir haben es diesmal nicht geschafft, auf den Punkt da zu sein“, meinte Machulla.

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SG startet ungenau

Schon die ersten Angriffe offenbarten Ungenauigkeiten in Pass und Timing, was allerdings von Lemgos leidenschaftlicher Deckung auch provoziert wurde. Der ohne gelernten Halbrechten angetretene Außenseiter stand unter Strom. „Uns hat überall ein bisschen gefehlt. Auch in Sachen Atmosphäre hatte Lemgo uns was voraus. Das darf in unserem Wohnzimmer nicht passieren“, monierte Golla.

Lemgo geht all-in

Sein fünfter von sechs Treffern unmittelbar vor der Pause zum 14:12 hatte das Potenzial, Ausgangspunkt für eine schwungvolle zweite Halbzeit zu sein. Doch die Gäste büßten nichts von ihrer Disziplin ein, gingen durch Fynn Hangstein mit 18:17 (41.) in Führung und setzten fortan alles auf eine Karte. Kehrmann brachte den siebten Feldspieler, „um die Zeit runterzuspielen und keine Fehler zu machen“. Das gelang. Vize-Weltmeister Jonathan Carlsbogard und der Ex-Flensburger Dani Baijens spielten nun groß auf. Dass sie nie ins Tempo kam, zermürbte die SG.

Der eingewechselte Benjamin Buric (fünf Paraden) brachte etwas mehr Rückhalt als Torbjörn Bergerud, doch auch TBV-Keeper Peter Johannesson war mehrfach zur Stelle. Als Flensburg nichts mehr einfiel, übernahm der zuvor blasse Mads Mensah Verantwortung. „Wenn die Zeit knapp wird, muss man primitiver spielen“, sagte der Däne. Er erzielte mit roher Gewalt aus dem Rückraum vier der letzten sieben SG-Tore, war aber trotz seines finalen Treffers „richtig verärgert“ über den Spielverlauf.

Machulla schwankte zwischen Enttäuschung und Nachsicht:

SG Flensburg-Handewitt: Buric (ab 41.), Bergerud – Golla (6), Hald (1), Svan (1), Wanne (1/1), Jöndal (1), Steinhauser (2), Mensah (4), Sögard (1), Gottfridsson (4), Holpert (n.e.), Möller, Röd (6)
TBV Lemgo Lippe: Johannesson, van den Beucken (ab 51.) – Elisson (5/3), Kogut, Simak, Carlsbogard (6), Schagen, Timm (1), Hangstein (2), Zerbe (7), G. Guardiola (2), Blaauw, Geis, Baijens (4)
Schiedsrichter: Loppaschewski/Blümel (Berlin)
Zeitstrafen: 2:2
7m: 1/1:3/3