Teitur Einarsson – ein Glücksgriff und eine echte Bereicherung

Das Moin zur Begrüßung kommt ihm leise über die Lippen, sein Verhalten ist als „schüchtern“ zu bezeichnen. Trifft man privat auf Teitur Einarsson, so erlebt man einen Menschen, der sich introvertiert, ruhig und bedächtig gibt. Piano! Beobachtet man den isländischen Handballprofi bei seiner Arbeit, so gewinnt man einen ganz anderen Eindruck: explosiv, rasant, voller Adrenalin. Rock’n Roll!

Weiterlesen: SG Flensburg-Handewitt: Teitur Einarsson unterschreibt bis 2024

Als „Glücksgriff“ bezeichnet Maik Machulla die Nachverpflichtung für die rechte Rückraumposition der SG Flensburg-Handewitt. „Teitur passt richtig gut rein bei uns“, lobte der Trainer. Eine Erkenntnis, die auf Gegenseitigkeit beruht.

Das sagt Einarsson. Der Isländer ist gekommen, um zu bleiben. Deshalb verlängerte er jetzt seinen Kurzzeitvertrag beim Flensburger Club um zwei Jahre bis 2024.

Die ersten paar Wochen haben gezeigt, dass die neue Nummer 34 mehr als ein Notnagel für die verletzten Platzhirsche Magnus Röd und Franz Semper ist. Obwohl er ins kalte Wasser geworfen wurde und sofort funktionieren musste, stellte sich der 1,90 Meter große Rückraumspieler, der eine Wohnung nur zwei Gehminuten entfernt von der SG-Trainingshalle bezogen hat, als echte Bereicherung für das Spiel des deutschen Vizemeisters heraus. „Wir haben mit Teitur etwas bekommen, was wir vorher noch nicht hatten“, berichtet Machulla, der den 23-Jährigen noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung sieht. Denn: „Wir haben aus Zeitmangel ja noch nicht einmal damit angefangen, richtig Dinge für ihn zu erarbeiten.“

Gutes Zwischenzeugnis

Zwar lieferte der Isländer nach einem starken Auftakt auch schon ein paar schwächere Vorstellungen ab, weil er aufgrund der ungewohnten Belastung und der langen Reisen müde wurde. Doch unter dem Strich steht in seinem Zwischenzeugnis eine gute Note.

Auch interessant: Torhüter Kevin Möller der gefeierte Held beim Flensburger Kantersieg

„Ich bin absolut zufrieden“, bilanziert der ehemalige Spieler von IFK Kristianstad, dem die Umstellung von der schwedischen zur deutschen Liga recht schnell gelungen ist. Seine Erkenntnis: „Hier sind die Spieler alle größer, stärker – und besser.“

Aber: Einarsson muss sich nicht verstecken – insbesondere in der Offensive. Er sagt:

Und sein peitschenartiger Wurf, welcher daher rührt, dass er in seiner Jugend ein ausgezeichneter Speerwerfer war.

Handball-Talentschmiede Selfoss

Geboren im norwegischen Stavanger, wo sein Vater eine Handball-Frauenmannschaft trainierte, wuchs der kleine Teitur später im isländischen Selfoss auf. In der sportverrückten 10000-Einwohner-Stadt besuchte er die bekannte Handball-Akademie, wo auch isländische Bundesliga-Importe wie Omar Ingi Magnusson (SC Magdeburg), Bjarki Elisson (TBV Lemgo) oder Janus Smarason (Frisch Auf Göppingen) das Handball-Einmaleins lernten. Mit 16 Jahren spielte Einarsson bereits in der Selfosser Männermannschaft in der 2. Division. 2018 folgte dann der Wechsel nach Schweden zu IFK Kristianstad, für dessen Frauenteam übrigens seine Freundin Andrea Jacobsen spielt. Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus, das Paar sucht aktuell nach einem neuen Club, möglichst nicht weit entfernt von Flensburg.

Hilfreiches Vitamin B

Apropos Flensburg: Dass der dynamische Linkshänder mitten in der Saison die Freigabe vom schwedischen Club für einen Wechsel in die Fördestadt bekam, hatten die SG-Verantwortlichen einer großen Dosis „Vitamin B“ zu verdanken. Einarssons Berater heißt Marco Stange – und ist ein früherer Mitspieler und guter Freund von Maik Machulla. Und Kristianstads Sportdirektor heißt Jesper Larsson – und hat viele Jahre gemeinsam mit Machulla und Holger Glandorf bei der HSG Nordhorn gespielt.

Weiterlesen: Flens-Arena wird für sechs Millionen Euro modernisiert – und erweitert?

Einen Titel hat Einarsson, der seine Chancen auf eine Berufung in die isländische Auswahl für die EM 2022 in Ungarn/Slowakei auf fifty-fifty beziffert, in seiner Handballkarriere noch nicht gewonnen. „Das wird Zeit“, sagt er. Und die deutsche Sprache möchte er so schnell wie möglich lernen. Mit den Trainern und deutschen Teamkollegen unterhält er sich auf englisch, mit der skandinavischen Fraktion auf schwedisch. Zumindest klappt es schon – wenn auch leise – mit dem „Tschüss“ bei der Verabschiedung.