Überraschung, Hoffnung, Wahnsinn

Nun hat es auch den THW Kiel erwischt: Der Deutsche Meister musste die erste Saisonniederlage einstecken, ziemlich derbe mit 30:37 in der Champions League bei Montpellier HB. Ein Hinweis, dass der Weg nach Köln steinig wird. In den beiden Vorrundengruppen steht keine Mannschaft mehr makellos da. Sieht aus, als ob sich im europäischen Handball mehr Ausgeglichenheit breit macht.

Mrkva ist der Neue hinter Landin

Vielleicht hat Tomas Mrkva über die 37 Tore gegen Kiel frohlockt. Tomas wer? Der tschechische Nationaltorhüter hat sich für die nächste Saison einen lukrativen, aber auch undankbaren Job gesucht. Hinter Niklas Landin beim THW. Nur wenn der Welthandballer – ein freundlicher und umgänglicher Typ übrigens – auch mal zwischen den Pfosten Mensch ist, darf Mrkva auf Einsatzminuten hoffen.

Hoffnungsschimmer für die SG

Hoffnung bestimmt auch die Gemütslage bei der SG Flensburg-Handewitt. Sie kann es noch, das beweist die Topleistung gegen Paris St. Germain, die aber nicht zum Sieg reichte. Der Vizemeister zahlt Schulden aus der vergangenen Saison ab. Nicht finanzielle Lasten, sondern solche in der Kategorie Glück, das in der vorigen Spielzeit manchmal heftig beansprucht wurde sowie im mentalen und physischen Bereich. Spitzenkräfte wie Jim Gottfridsson loteten die Grenzen der Erschöpfung aus, was ebenso nachwirkt wie die Verletzungsserie. Nun stehen sechs Auswärtsspiele in Folge an, darunter keines, in dem man sich schonen könnte, und keine zwei, die man in einer Reise kombinieren könnte, um Strapazen zu lindern. „Das ist schon ein Brett. Wir werden richtig getestet, es wird uns alles abverlangt in diesem Jahr – das ist Wahnsinn“, meinte SG-Trainer Maik Machulla. „Im Fußball würde es so was nicht geben. Da fragt man sich, wer solche Spielpläne gestaltet.“

Unsensible Verbände

Eine (kurze) SG-Auswärtstour ist selbst „verschuldet“ durch den Tausch des Heimrechtes mit dem HSV Handball wegen Hallenverfügbarkeiten. Alles andere wie die brutale Dreier-Kombi Kielce, Magdeburg, Veszprem zwischen 13. und 21. Oktober wurde so angesetzt. Man staunt immer wieder, wie wenig Sensibilität bei den Verbänden herrscht.

Bob und seine Biografie

Nicht einmal der kleine große Zampano Bob Hanning konnte daran in seinen nun endenden acht Jahren als DHB-Vize etwas ändern. Er hat viel erreicht, aber die extreme Belastung ist geblieben. Trotz des Anspruchs „Hanning.Macht.Handball“ wie er seine gerade erschienene Biografie betitelt hat.