Das Comeback des Jahres

Der 2007er-Weltmeister Johannes Bitter steht vor seinem Comeback in der Handball-Nationalmannschaft. Bundestrainer Christian Prokop nominierte den 37 Jahre alten Routinier für seinen 17 -köpfigen Kader für die bevorstehende Europameisterschaft in Norwegen, Österreich und Schweden (09. bis 26. Januar 2020). Der Torhüter des Bundesliga-15. TVB Stuttgart hatte nach der Weltmeisterschaft 2011 aus persönlichen Gründen eine Pause in der DHB-Auswahl eingelegt, half seitdem nur 2014 in der Qualifikationsrunde zur WM 2015 aus. Zwar stand Bitter unter Prokop bereits mehrmals im 28er-Kader, die Endrunden-Teilnahme im Januar wäre aber die erste seit neun Jahren.

Jubel bei Torwart Johannes Bitter (TVB 1898 Stuttgart). Bundestrainer Christian Prokop hat den Routinier in den 17-köpfigen EM-Kader berufen                              imago images/Eibner

Herr Bitter, Ihr letzter Einsatz in der DHB-Auswahl liegt rund fünfeinhalb Jahre zurück, die letzte Endrunde sogar noch länger. Wie ist es nun, wieder mit dem Adler auf der Brust in ein großes Endrundenturnier zu starten?

Johannes Bitter: Die Freude ist natürlich riesig, denn die Nominierung ist eine große Überraschung für mich. Ich hatte zwar selbst das Gefühl gut drauf zu sein und konstant zu spielen, dass der Bundestrainer das anscheinend ähnlich sieht, ist eine großartige Sache für mich.

 

Sie standen häufiger im erweiterten Aufgebot, sind nie zurückgetreten. Und trotzdem kommt Ihre Nominierung etwas überraschend. Wie war in den vergangenen Jahren der Kontakt zur Nationalmannschaft und besonders zu Christian Prokop?

Wir Spieler kennen uns aus der Bundesliga, und durch unsere gemeinsame Zeit in der Nationalmannschaft gibt es noch einen engen Kontakt zu Oliver Roggisch (heutiger Teammanager/Anm. d. Red.). In den letzten Jahren war ich oft als Backup nominiert. Jetzt hat der Bundestrainer mich angerufen und gesagt, dass er dieses Mal mehr als nur den Namen auf der Liste von mir braucht.

 

Seit 2016 spielen Sie in Stuttgart. Dort kämpft man um den Anschluss an das Mittelfeld der Tabelle, statt große Europapokalschlachten zu führen. Ist die deutsche Liga stark genug, um die fehlenden internationalen Spiele zu kompensieren?

Die Bundesliga ist immer noch die stärkste Liga. Auch die Topclubs kommen nicht nach Stuttgart und haben die Punkte sicher. Und auch wir müssen gegen jeden Gegner an das Leistungsmaximum kommen, damit wir gewinnen. Die Spieler aus einem Europapokalclub haben eine höhere Spiel-Frequenz, das Niveau ist aber in meinen Augen kein Nachteil für mich. Und über einen gewissen Erfahrungsschatz auf internationaler Ebene verfüge ich ja auch (lacht).

 

Kurz nach dem Jahreswechsel bleiben nur wenige Tage, ehe der EM-Startschuss fällt. Was trauen Sie dem Team zu? Besonders mit Blick auf die Ausfälle auf der Spielmacherposition?

Das müssen andere beurteilen. Ich für meinen Teil werde mein Bestmögliches geben, um so weit wie möglich im Turnier zu kommen. Wir haben zwar ein paar verletzungsbedingte Ausfälle, wir sind aber auch eine richtig gute Handball-Nation mit vielen guten Spielern. Ich bin sicher, dass wir genug Qualität haben, um die Ausfälle als Mannschaft zu kompensieren. Außerdem haben in der Vergangenheit selten die Teams mit den besten Individualisten die Titel gewonnen – mit Ausnahme der Franzosen vielleicht.

 

Kommt nach der EM die Olympia-Qualifikation und dann die Reise nach Tokio?

Ganz langsam. Ich bin jetzt erstmal froh im EM-Kader zu sein. Auf diesem Turnier liegt mein ganzer Fokus. Die Olympischen Sommerspiele liegen noch so weit weg und haben überhaupt keine Priorität. Jetzt geht es uns darum, Deutschland so gut es geht bei der EM zu vertreten.