SG Flensburg-Handewitt verdrängt TVB Stuttgart von Platz drei

Es gibt Tage, an denen das Lächeln fest im Gesicht verankert ist. Johannes Golla hatte am Sonntag einen dieser Tage. Der Handballer der SG Flensburg-Handewitt feierte im Bundesliga-Heimspiel gegen den TVB Stuttgart – das Überraschungsteam verlangte der SG alles ab – sein überraschendes Comeback und einen 34:30 (17:18)-Erfolg seiner Mannschaft.

Die Rekordserie in der Flens-Arena wuchs auf 41 Liga-Siege in Folge an, dazu verdrängte Flensburg die aufmüpfigen Schwaben vom dritten Tabellenplatz.

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Achteinhalb Monate Pause

„Bis zum Abschlusstraining war nicht geplant, dass ich dabei bin“, berichtete Golla. Erst Corona-Lockdown, dann ein Mittelfußbruch – seit dem 8. März hatte der 23 Jahre alte Kreisläufer kein Pflichtspiel bestritten.

 

Er hatte am Sonnabend  den Wunsch geäußert, im Kader stehen zu dürfen, und bekam diesen nach der Zustimmung des Medical Teams von Maik Machulla erfüllt. „Aber es war wirklich nicht geplant, dass er spielt“, sagte der SG-Coach, der noch am Freitag die Hoffnungen auf ein schnelles Golla-Comeback gedämpft hatte.

Doch dann ging es ganz schnell. Simon Hald brauchte in der siebten Minute (1:5) ein neues Fußtape – und plötzlich verteidigte Golla neben Jacob Heinl. „Die Feinabstimmung war natürlich noch nicht da. Und nach meinem ersten Geisterspiel muss ich sagen: Da fehlt von außen richtig was“, sagte Golla.

Emotionalität und Aggressivität fehlen

Die Flensburger hatten vor leeren Rängen große Probleme, in der Abwehr Emotionalität und Aggressivität aufzubauen. Dazu gab es 19 Minuten lang (10:11) keine Parade von Torbjörn Bergerud und Benjamin Buric. „Wir sind unruhig geworden“, meinte Magnus Röd.

 

Vor Selbstvertrauen strotzende Stuttgarter lagen bis zur Pause dank Tempo, Genauigkeit und Effektivität nie zurück. 18 Mal traf das ohne Nationalkeeper Johannes Bitter angereiste Team von Jürgen Schweikardt, so viele Treffer hatte sich die SG  einige Tage zuvor schon in der zweiten Halbzeit gegen Brest (29:29) eingefangen. Immerhin: Vorne lief es.

5:1-Abwehr sticht

Dabei blieb es im zweiten Abschnitt. Der von einem Pferdekuss genesene Jim Gottfridsson glänzte als Dirigent und Vollstrecker, Röd pflügte regelmäßig durch die Abwehr, Marius Steinhauser war treffsicher. „Und Mads Mensah hat Führungsqualitäten gezeigt“, lobte Machulla.

 

Entscheidend dafür, dass die SG beim 20:19 (35.) durch Röd erstmals vorlegte und kurz darauf (43.) mit 24:21 führte, war eine Steigerung in der umgestellten Abwehr und von Buric.

 

Eine vier Minuten lange Unterzahl – Göran Sögard war für ein Foul und anschließendes Gestikulieren zu Recht doppelt bestraft worden – gewann die SG 3:2.

„Uns war klar, dass Flensburg entscheidet, ob wir was mitnehmen können“, sagte TVB-Coach Schweikardt.  Doch die SG ließ nur zu, dass der Außenseiter beim 28:27 (51.) wieder an der Sensation schnupperte, brachte den Sieg aber routiniert ins Ziel.

In der Schlussviertelstunde durfte Golla dann auch im Angriff ran. „Hinten und vorne zu spielen, war ganz schön anstrengend“, sagte er, ehe er in der Kabine verschwand – natürlich lächelnd, anders konnte er an diesem Tag nicht.

SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud – Golla, Hald (1), Svan (n.e.), Jöndal (2), Steinhauser (6/3), Mensah (3), Sögard (4), Gottfridsson (8), Holpert (n.e.), Semper, Pelko (2), Röd (8)
TVB Stuttgart: Prost, Rica-Kovac – Häfner (3), Weiß (4), Lönn (6), Schulze, Röthlisberger, Nicolaus, Foege, Zieker (1), Müller, Pfattheicher, Peshevski (1), Kristjansson (11/4), Wieling (4)
Schiedsrichter: Blümel/Loppaschewski (Berlin)
Zeitstrafen: 4:1
7m: 3/3:4/4