Trainer Torsten Jansen: „Es kann nur in kleinen Schritten aufwärts gehen“

Torsten Jansen, Trainer des Handball Sport Vereins Hamburg (HSVH) ist entspannt. Der Klassenerhalt wurde bereits fünf Spieltage vor dem Saisonende gesichert. Nach dem deutlichen 32:24-Sieg gegen TuS N-Lübbecke steht fest, dass der Aufsteiger auch im kommenden Jahr in der Bundesliga spielen wird. Eine kurze Feier mit den Fans in der Halle – und am nächsten Tag war schon wieder Training. Jansen will die Saison nicht einfach ausklingen lassen. Auch die Planungen für die kommende Spielzeit sind bereits weit fortgeschritten. Im Interview mit shz.de-Reporter Lars Zimmermann blickt Jansen auf die vergangenen Monate zurück und warnt vor überzogenen Erwartungen.

Der Klassenerhalt wurde bereits fünf Spieltage vor Saisonende sichergestellt. Sind Sie damit zufrieden?
Auf jeden Fall. Wenn mir jemand vor der Saison angeboten hätte, dass der Klassenerhalt so früh feststeht, hätte ich sofort angenommen.

In welchen Bereichen ist noch Luft nach oben?
Wir können für den Moment zufrieden sein. Einige Dinge lassen sich aber noch verbessern. Wichtig ist zum Beispiel, dass wir unser Niveau über einen möglichst langen Zeitraum konstant abrufen und das durchziehen, was wir uns vornehmen. Speziell das Spiel in Flensburg hat gezeigt, dass uns diese Qualität fehlt. Dort haben wir 45 Minuten ordentlich gespielt, machen dann aber zu viele leichte Fehler und kommen am Ende unter die Räder. Diese Schwächephasen müssen wir so kurz wie möglich halten. Das ist aber auch eine Frage der Erfahrung. Die können viele unserer jungen Spieler auf diesem Niveau noch gar nicht haben. Ich traue ihnen aber zu, dass sie sich weiterentwickeln.

Mehrere Neuzugänge stehen schon fest. Sind Sie mit dem Kader für die neue Saison zufrieden?
Das wird sich dann zeigen… Aber grundsätzlich bin ich zufrieden – sonst hätten wir es ja auch nicht so gemacht.

Die Mannschaft hielt sich fast von Anfang an von der Abstiegszone fern. Hatten Sie damit gerechnet, dass sich die junge Mannschaft so schnell in der neuen Umgebung zurechtfindet?
Gerade mit Jogi Bitter im Tor und Casper Mortensen hatten wir einige erfahrene Spieler dazu bekommen, die uns enorm geholfen haben. Vor allem Jogi war von Anfang an wichtig für uns. Casper brauchte aus Verletzungsgründen ein wenig, hat sich insgesamt aber hervorragend eingefügt. Die, die den Aufstieg geschafft haben, lieferten allerdings auch einige hervorragende Spiele ab. Letztendlich hat jeder seinen Teil dazu beigetragen, dass wir den Klassenerhalt frühzeitig sichern konnten.

War die Bundesliga für Sie als Trainer auch etwas Besonderes?
Na klar, schließlich ist es meine erste Saison als Bundesligatrainer.

Hat sich Ihre Arbeit gegenüber der zweiten Liga verändert?
Die Arbeit ist im Prinzip gleich. Aber nicht nur die Spieler, auch ich lerne täglich dazu. Man muss flexibel sein. Wenn das, was man vor der Saison geplant hat, nicht so funktioniert, probiert man etwas Neues aus und schaut auch, was bei der Konkurrenz funktioniert. Wir hatten die Winterpause genutzt, um etwas zu verändern und vor allem im Angriff flexibler zu sein.

Der HSVH schaffte innerhalb weniger Jahre den Sprung von der vierten in der erste Liga. Was zeichnet den Verein aus?
Dass man an dem Weg, den man einschlagen wollte, mit der nötigen Geduld festgehalten hat. Ich hoffe, dass die Basis für die kommenden Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte geschaffen wurde.

Sind Sie stolz, diesen Weg begleiten zu dürfen?
Stolz ist das falsche Wort. Ich bin froh und dankbar, dass ich diesen Weg begleiten darf und versuche, für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, etwas zurückzugeben.

Hat Corona auch in dieser Saison eine Rolle gespielt?
Leider ja. Das haben wir vor einigen Wochen bemerkt, als wir sogar Jugendspieler hochziehen mussten, weil so viele Spieler in Corona-Quarantäne waren. Wobei die frei getesteten Spieler logischerweise nicht sofort bei 100 Prozent sein konnten. Die Situation ist auch für uns Trainer schwierig. Schließlich darf man die genesenen Spieler nicht überfordern. Die Gesundheit steht an erster Stelle.

Wie wichtig ist es, dass die Fans wieder da sind?
Sie sind das Salz in der Suppe. Vor 200 Besuchern in einer Arena zu spielen, fühlte sich manchmal wie ein Testspiel an. Im Heimspiel gegen Lübbecke, in dem wir den Klassenerhalt sicherstellten, zeigte sich, wie wichtig die Unterstützung der Fans ist. Der Funke ist übergesprungen und wir waren dankbar für den tollen Support.

Befürchten Sie, dass die Erwartungen unverhältnismäßig ansteigen werden?
Das ist Teil des Sports. Auch wir wollen uns natürlich verbessern. Dennoch sollte niemand den Klassenerhalt als selbstverständlich erachten. Es gibt schließlich viele Mannschaften, die schon seit Jahren weiter nach oben wollen, es aber bisher nicht geschafft haben. Uns muss bewusst sein, dass es von nun an nur noch in kleinen Schritten aufwärts gehen kann und uns ein ganz schwerer Weg bevorsteht.

Der HSVH nutzt als erster Handballverein in Deutschland die Technologien von Catapult zur Datenmessung und -analyse. Inwiefern profitieren Sie als Trainer davon?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Wie Daten helfen, Spiele zu gewinnen, kann mir keiner so richtig beantworten. Und dass besonders beanspruchte Akteure Pausen brauchen, weiß man auch ohne Daten. Fakt ist aber, dass ein Trainer auf manche Spieler nicht verzichten kann. Was in der Theorie gut klingt, sieht in der Praxis häufig anders aus.

Können Sie die Spiele auf der Trainerbank mehr genießen, weil der Klassenerhalt nun feststeht?
Eigentlich ändert sich nichts. Wir gehen ja auch weiterhin in jedes Spiel mit dem Ziel, es zu gewinnen.