„Da haben wir Scheiße gebaut“ – SG Flensburg-Handewitt hadert mit Start gegen Barcelona

War es das mit dem Traum der SG Flensburg-Handewitt vom Final Four der Champions League? Akzeptieren wollen es die Handballer von Trainer Maik Machulla nicht, trotz der 29:33-Niederlage gegen den FC Barcelona im Hinspiel des Viertelfinales.

„Wir haben viele Möglichkeiten, aber wir müssen wirklich unser bestes Spiel in Barcelona machen“, meinte Emil Jakobsen, mit neun Toren der erfolgreichste Schütze der Partie in der Flens-Arena.

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Herkulesaufgabe am Mittelmeer

Endlich der erste Sieg in der Mittelmeer-Metropole und dann noch mit fünf Toren – das ist die Aufgabe für die SG am kommenden Donnerstag (18.45 Uhr). „Barcelona muss einen schlechten Tag haben und Perez de Vargas darf nicht 20 Bälle halten“, nannte Torhüter Benjamin Buric die Voraussetzungen dafür, doch noch den Weg nach Köln zu finden. Er hatte Kevin Möller nach einer desaströsen Anfangsphase abgelöst und geholfen, der Handball-Macht aus Katalonien auf Augenhöhe zu begegnen.

Das sagte Buric, der seinen Kollegen in Schutz nahm: „Kevin hatte keine Chance. Er bekommt fünf, sechs freie Würfe, fast keinen normalen Wurf.“

Mannschaft wollte zu viel

Die Ursache für den 2:9-Fehlstart war schnell ausgemacht. „In der Kabine habe ich vorher viel Adrenalin gespürt. Wir gehen mit 150 km/h auf die Abwehr und wollen nach fünf Minuten 5:0 führen. Das ging komplett daneben, wir haben völlig überpaced“, stellte Trainer Machulla fest.

„Das war schrecklich“, meinte Göran Sögard. „Als es 2:9 stand, dachte ich: Wow, jetzt müssen wir ruhiger werden. Es ist ja gut, heiß zu sein, aber man muss auch mit dem Kopf spielen“, so der Norweger, der mit seinem engagierten Auftritt ein wenig Hoffnung für das Rückspiel machte.

Ein ganz klares Bild von den Kräfteverhältnissen ergab sich in den 50 Spielminuten nach dem 2:9 nicht. Optimisten können festhalten, dass die Flensburger diese Phase mit 27:24 gewonnen haben. Weil sie da stärker waren oder weil Barcelona nicht alle Möglichkeiten ausschöpfte? Das blieb offen.

Barcelona nutzt Luxus-Kader

Während die SG in Sögard nur eine Alternative zum Standard-Rückraum Mads Mensah, Jim Gottfridsson und Teitur Einarsson hat, machte Barça-Coach Carlos Ortega reichlich Gebrauch von luxuriösen Optionen: Dika Mem oder Melvyn Richardson halbrechts, Timothey N’Guessan oder Haniel Langaro halblinks, Luca Cindric oder Domen Makuc in der Mitte. Da tauscht Weltklasse gegen Weltklasse oder gegen mindestens hohes internationales Niveau. Das bedeutet nicht nur mehr Frische gegen Ende, sondern auch ständig neue Aufgaben für die Abwehr.

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Selbst wenn die SG mal dran war, auf zwei Tore zu verkürzen, blieb der Eindruck, als hätten die Gäste totale Kontrolle: Kurz aufs Gas und schon waren es wieder fünf.

Hoffnung auf katalanische Nachlässigkeit

So bleibt nur die Hoffnung, dass sich Geschichte wiederholt. Im Halbfinale 2014 hatte sich Barcelona mit sechs Toren Vorsprung zu sicher gefühlt und scheiterte legendär am späteren Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt. „Wenn sie mit den Gedanken schon in Köln sind und den letzten Schritt nicht machen, ist es unsere Aufgabe, da zu sein“, sagte Machulla.

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