Das Feiern muss noch warten

Die kurze Auszeit am Mittwoch und an Heiligabend haben sich die Handballer der SG Flensburg-Handewitt mit einem starken Auftritt beim 33:23 in der Bundesliga gegen den HC Erlangen redlich verdient. Dennoch wird sie Trainer Maik Machulla schon am Freitag wieder in die Duburghalle bitten – der erste Feiertag ist ein Arbeitstag, der zweite ein Reisetag, denn am 27. Dezember (14.40 Uhr) steht für den Tabellenführer das letzte Punktspiel des Jahres beim DHfK Leipzig an. Als Trost für die Mühen hat Machulla den Begriff „Belohnungsaufschub“ ersonnen: Nach der Rückkehr dürfen die Spieler feiern und die eine oder andere kleine Sünde nachholen.

Dünne Personaldecke, große Dominanz

Am Dienstag war der SG-Coach hochzufrieden: „Ich bin stolz auf die Jungs. Das war wieder sehr souverän. Sie sind in der Lage, Dominanz auszuspielen. Trotz dünner Personaldecke sind sie voller Spielfreude und haben Lust auf den Ball.“

Lange beschränkte sich Machulla auf sieben Feldspieler, nur Simon Hald und Mads Mensah tauschten zwischen Abwehr und Angriff. „Eine Frage der Optionen“, begründete er den sparsamen Einsatz der Bank. Lasse Svan, Göran Sögard und Jacob Heinl kamen wegen leichter Blessuren gar nicht aufs Feld. Kreisläufer Domen Pelko, der in vier Monaten das SG-System nur in Ansätzen lernen konnte, spielte nur die letzten zehn Minuten, um Johannes Golla zu entlasten. Diesen letzten Auftritt im SG-Trikot in der Flens-Arena wollte Machulla dem Slowenen noch gönnen, wenngleich Simon Hald das nicht gefiel. „Er war ein bisschen sauer, weil er gern noch im Angriff gespielt hätte“, verriet der Trainer.

Undankbares Auswärtsspiel

Zum perfekten Jahresausklang fehlt noch ein Sieg in Leipzig. „Das ist eine große Hürde, kein dankbares Auswärtsspiel“, meinte Machulla, der sich am Mittwoch weniger mit dem Topduell zwischen THW Kiel und Rhein-Neckar Löwen beschäftigt hat als mit dem kommenden Gegner. „Dadurch verschaffe ich mir etwas mehr Zeit für die Familie an Heiligabend.“

In Leipzig rechnet er mit mehr Widerstand als gegen die Erlanger, die nach dem Flensburger 6:1-Blitzstart schon den Großteil der Hoffnungen fahren ließen. „Was Leipzig auf die Beine stellt, hat bei allem Respekt schon eine andere Qualität“, sagte Machulla. Er hob den DHfK-Rückraum mit Spielmacher Philipp Weber, Linkshänder Martin Larsen und dem Halblinken Marko Mamic sowie die starken Kreisläufer Maceij Geballa und Alen Milosevic hervor. Mit einer aggressiven Abwehr legen die Leipziger die Basis für das Tempospiel mit den Außen Lukas Binder und Lucas Krzikalla.

Starker Steinhauser

Dass die Ostdeutschen nach drei Siegen in Folge am Dienstag überraschend in Minden patzten (20:23), macht sie nicht weniger gefährlich. „Es wird heiß werden“, erwartet Marius Steinhauser hochmotivierte Gastgeber. Der SG-Rechtsaußen zeigte erneut eine starke Leistung und könnte noch für Bundestrainer Alfred Gislason zu einer WM-Option werden, nachdem sich der Melsunger Timo Kastening das Coronavirus eingefangen hat. „Ich wünsche ihm Gesundheit und glaube, er kommt rechtzeitig zurück. Aber wenn das Telefon klingelt, werde ich auf jeden Fall rangehen“, sagte Steinhauser.

Abschied von Pelko

 

Warme Wort gab es am Dienstag noch für Domen Pelko, der nach den Verletzungen von Golla und Heinl zu Beginn der Saison kurzfristig verpflichtet worden war. „Vor 6300 Plätzen möchten wir uns bedanken, dass du uns spontan geholfen hast“, sagte SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke mit eine Anflug von Galgenhumor. In leerer Halle fiel der Abschied nicht so feierlich wie sonst aus, dennoch nimmt der Slowene die Erinnerung, für „einen ganz großen Verein“ gespielt zu haben, mit in seine Wahlheimat Spanien.