Der Coup mit dem Schwiegersohn: SG Flensburg-Handewitt holt Michael Müller

Die SG Flensburg-Handewitt hat eine im wahrsten Wortsinn naheliegende Lösung ihres Linkshänder-Problems gefunden. Einen Tag nach der bitteren 29:37-Niederlage im Champions-League-Spiel in Kielce gab der Vizemeister bekannt, dass er sich die Unterstützung des früheren Nationalspielers Michael Müller zum Jahresende gesichert hat.

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Für die spektakuläre Verpflichtung des 37 Jahre alten Routiniers musste SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke keine langen Wege gehen: Seine Tochter Kaja ist mit Müller verheiratet, die beiden leben mit ihren zwei Kindern im Handewitter Ortsteil Jarplund.

„Wir benötigen in unserer Situation jede Hilfe, die wir bekommen können“, sagte Schmäschke mit Blick auf die langfristigen Ausfälle von Magnus Röd und Franz Semper. Da lag es auf der Hand, sich an den prominenten Schwiegersohn zu wenden.

„Ich habe ja gesehen, in welch einer schwierigen Lage die SG ist. So eine Verletzungsserie erlebt man nicht alle Tage“, sagte der gebürtige Würzburger, der seine Karriere im Sommer 2020 nach 450 Bundesligaspielen (1169 Tore) beendet hatte. Zuletzt war Müller bei den Füchsen Berlin engagiert, zuvor beim TV Großwallstadt, bei den Rhein-Neckar Löwen, bei der HSG Wetzlar und der MT Melsungen. Dazu hatte er 78 Einsätze in der DHB-Auswahl (142 Tore) – viel mehr Erfahrung geht nicht.

Kaja Schmäschke gab ihrem Mann grünes Licht und so trainiert Müller bereits seit eineinhalb Wochen mit dem Team von Maik Machulla. Die Fitness bereitet keine Sorgen. „So lange ist es nicht her, dass er voll im Saft war und danach hat er ja nicht aufgehört mit Sport. Ich bin erstaunt, wie fit Michael ist – Maik auch“, sagte Schmäschke.

Kompromissloser Kämpfer

Der 1,97 große Müller und sein Zwillingsbruder Philipp gehörten in fremden Hallen nicht zu den beliebtesten Figuren. Auch in der Flens-Arena waren ihnen stets die Pfiffe sicher. „Sie haben eben sehr kompromisslos in der Abwehr gespielt. Beides sind Handballer, die man lieber in der eigenen Mannschaft sieht als beim Gegner“, meinte Schmäschke. Der SG-Geschäftsführer ist aber überzeugt, dass Michael Müller mit seinem Kämpferherz auch die SG-Fans für sich gewinnen wird.

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„Ich verfolge die SG schon seit vielen Jahren. Die Spielweise und die Philosophie haben mir immer sehr zugesagt. Ich freue mich sehr, die nächsten Wochen gemeinsam mit dieser tollen Mannschaft anzugehen“, sagte der Linkshänder, der nicht nur in den Spielen helfen soll. „Jede Verpflichtung, die wir derzeit tätigen, ist für uns extrem wichtig, um auch eine qualitativ hochwertige Trainingssituation zu schaffen“, sagte SG-Coach Machulla, der bei den Einheiten in der Duburghalle oft nur sehr überschaubares Personal vorfindet. „Die Spieler, die durchgehend auf der Platte stehen, benötigen Pausen oder nutzen die Trainingseinheiten zur Regeneration.“

Enorme Präsenz in der Abwehr

Youngster Oscar von Oettingen bringt viel Talent ein, ist aber eher im Angriff eine Option. In der Champions League und in der Topspielen der Liga geht es zunächst darum, dass die Abwehr verlässlich steht und da ist fast nichts wichtiger als Routine. „Michael weiß genau, worauf es in der Bundesliga ankommt. Er bringt eine enorme Präsenz insbesondere in der Abwehr mit und hat bereits in den ersten Trainingseinheiten seine Qualitäten unter Beweis gestellt“, so Machulla.

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Wann kommen Röd und Semper zurück?

Für Schmäschke ist mit dem Engagement des Schwiegersohns der Problemfall rechter Rückraum nicht ad acta gelegt. „Wir hoffen, dass Franz Semper oder Magnus Röd oder vielleicht beide Ende November, Anfang Dezember wieder dabei sind. Sicher sind wir nicht. Deshalb geht die Suche mit Hochdruck weiter. Aber sinnvolle Lösungen sind sehr schwierig.“