Deutschlands Handballer suchen Antworten

Wie funktioniert die Abwehr? Wer sorgt für Kreativität im Angriff? Wer übernimmt Verantwortung? Mit vielen Fragezeichen im Gepäck stiegen die deutschen Handballer am Dienstagnachmittag in den Flieger nach Graz.

Eine Woche vor dem WM-Start haben Bundestrainer Alfred Gislason und die neu formierte DHB-Auswahl am Mittwoch (13.45 Uhr, ZDF) in Österreich eine von nur zwei Gelegenheiten, vor dem Turnierbeginn in Ägypten Antworten zu finden. Wie auch im Rückspiel am Sonntag (18.10 Uhr) in Köln geht es außerdem um Punkte für die EM-Qualifikation 2022.

Wenige Zeit nutzen

„Wir wissen nicht genau, wie wir harmonieren werden. Deshalb müssen wir die Zeit nutzen, um Sicherheit zu bekommen“, sagte Uwe Gensheimer. Der 34-Jährige nimmt als Kapitän eine zentrale Rolle im umgebauten Nationalteam ein. Gislason stärkte dem Profi von den Rhein-Neckar Löwen, der bereits einige unglückliche Turniere als Kapitän in der Vita stehen hat, demonstrativ den Rücken: „Uwe ist ein extrem wichtiger Spieler durch seine Qualität auf Linksaußen, aber auch durch seine Führungsstärke.“

Gislason nimmt Druck von Gensheimer, der Kapitän von seinen teils unerfahrenen Mitspielern:

 

Neues Gesicht

Die deutsche Mannschaft wird gegen Österreich nach den Absagen von einigen Stammkräften ein neues Gesicht haben. Im Abwehrzentrum stehen vor Deutschlands Nummer eins Andreas Wolff erstmals der Flensburger Johannes Golla und der Ex-Kieler Sebastian Firnhaber (HC Erlangen) nebeneinander. Die Zusammenarbeit klappe im Training schon gut, meinte Gislason.

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„Nicht perfekt gelaufen“ seien hingegen die ersten Versuche einer offensiven Abwehr. „Aber wir machen Fortschritte“, so der Isländer.

Im Angriff sind die Augen auf Jung-Regisseur Juri Knorr (20) gerichtet, zumal Marian Michalczik am Mittwoch mit einer Augenverletzung ausfällt. Am Freitag soll der Berliner wieder ins Training einsteigen. Von den 19 Spielern, die nach Österreich geflogen sind, muss Gislason noch drei aus dem Kader streichen.

Dissinger hofft aufs Comeback

Deshalb steht nicht fest, ob Christian Dissinger nach über vier Jahren sein Comeback im Nationalteam feiert. Der Rückraumspieler, von 2015 bis 2018 in Diensten des THW Kiel, hat kaum Spielpraxis, da sein Club Vardar Skopje im Dezember nicht trainiert hat. „Das Gefühl für die kleinen Aktionen und die Handlungsschnelligkeit fehlen noch“, sagte Dissinger.

Der 29-Jährige sieht vor der WM ähnliche Voraussetzungen wie vor der EM 2016, als Deutschland – gebeutelt von großen personellen Sorgen – sensationell den Titel holte. „Damals hat auch niemand damit gerechnet. Wir müssen schnell zusammenwachsen. Und wenn Vieles passt, ist auch Vieles möglich.“