Johannes Golla will gegen Brasilien das gute Gefühl zurück

Die 28:32-Niederlage gegen Spanien wirkte nach.  „Die Jungs sind geknickt“, berichtete DHB-Sportvorstand Axel Kromer gestern aus dem WM-Hotel der deutschen Handballer in Ägypten. Die Chance auf den Einzug ins Viertelfinale ist nur noch minimal. Das weiß auch Johannes Golla von der SG Flensburg-Handewitt.

Der 23-Jährige, der bei dieser WM viel Verantwortung in Abwehr und Angriff trägt, beantwortete bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Brasilien, das Deutschland am Sonnabend (20.30 Uhr, ZDF) gewinnen muss, einige Fragen.

Weiterlesen: DHB-Auswahl nutzt Gunst der Stunde nicht

Johannes Golla über den Glauben ans Weiterkommen: „Die Chance, weiterzukommen, geht jetzt gegen null. Es müsste viel Verrücktes passieren. Das ist bitter, weil wir es in der eigenen Hand hatten. Wir haben in zwei Spielen ein gutes Gefühl weggeworfen.“

...über die Niederlage gegen Spanien: „Ich habe mir nochmal Teile des Spiels angesehen. Der Anfang der zweiten Halbzeit war in Abwehr und Angriff auf richtig hohem Niveau. Schade, dass wir uns für diese Phase wie schon gegen Ungarn nicht belohnen konnten. Das zeigt, dass die Gegner auf  Topniveau abgezockter sind als wir. Aber solche Erfahrungen müssen wir als junge Mannschaft machen.“

…über den 9:1-Lauf der Spanier zwischen der 44. und 56. Minute: „Obwohl das Momentum auf unserer Seite war, verlieren wir auf einmal Bälle und kriegen Gegenstöße. Das  waren Sachen, die uns in der ersten Halbzeit schon fast das Genick gebrochen haben. Das zerrt an der Psyche, wenn man auf einmal wieder mit drei Toren zurückliegt. Wir waren dann verunsichert. Es ist eine Frage der Erfahrung, in solchen Situationen die Ruhe zu behalten.“

…über die Stimmung in der Kabine: „Da herrschte erstmal Ruhe, man ist das Spiel noch einmal im Kopf durchgegangen und hat realisiert, eine große Chance nicht genutzt zu haben. Jeder geht anders mit sowas um. Ich falle nach so bitteren Niederlagen erstmal in ein kleines Loch. Aber wir sind eine gute Mannschaft, haben uns aufgerafft und uns gesagt, dass es auch positive Dinge gab.“

…über die Abwehrleistungen gegen Ungarn und Spanien: „Vor allem gegen Ungarn hatten wir Abstimmungsprobleme. Ungarn hat gezielt den Innenblock attackiert, um den nächsten Abwehrspieler zu binden und Kreisläufer Bence Banhidi freizuspielen. Wir haben uns nicht gut genug geholfen und zu sehr alleine gelassen. Ich habe anschließend auf mich selbst geguckt und hinterfragt, was ich besser machen muss. Gegen Spanien hat es dann schon besser funktioniert. Bitter war, dass Sebastian Firnhaber zwei frühe Zeitstrafen kassiert hat. Die entstandene Verunsicherung hat Spanien erkannt.“

…auf die Frage, ob es an fehlendem internationalen Standing liegt, dass ein Firnhaber schneller zwei Minuten bekommt als etwa der Spanier Viran Morros: „Bei der letzten EM habe ich am eigenen Leib erfahren, dass man als unbekannter Spieler  eher mal rausgestellt wird. Allgemein gibt es bei dieser WM aber viele Zeitstrafen für leichte Kontakte. Man muss sich darauf einstellen. Aber ich kann Sebastians Frust verstehen, da waren ein bis zwei strittige Hinausstellungen dabei.“

…darüber, wie es jetzt im Turnier weitergeht: „Wir müssen uns fokussiert auf Brasilien und Polen vorbereiten. An beiden Aufgaben können wir wachsen. Mit zwei Siegen können wir uns wieder das gute Gefühl erarbeiten, mit dem wir angereist sind. Wir wollen zeigen, dass wir über 60 Minuten gute Leistungen bringen können.“

Die Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale sind für die DHB-Handballer durch die 28:32-Niederlage gegen Spanien auf ein Minimum gesunken. Doch Deutschland kann theoretisch bei eigenen Siegen gegen Brasilien und Polen noch weiterkommen, wenn…

  • …Ungarn gegen Polen und Spanien verliert. Dann würden Deutschland, Polen und Ungarn jeweils 6:4 Punkte aufweisen. In dem isolierten Dreiervergleich wäre das beste Torverhältnis für das Weiterkommen entscheidend.
  • …Spanien gegen Ungarn und Außenseiter Uruguay verliert. Das erscheint jedoch aufgrund der geringen Leistungsstärke der Südamerikaner ausgeschlossen.