SG Flensburg-Handewitt unerschütterlich

Das war ein sehr cooler Auftritt der SG Flensburg-Handewitt. Dabei gab es vor dem Auswärtsspiel in der Handball-Bundesliga bei der TSV Hannover-Burgdorf mehr als genug Anlass zu Nervosität: Die beiden letzten Heimspiele gegen den Angstgegner hatte die SG verloren, das unglaubliche Pech mit Verletzungen und Krankheiten blieb ihr treu. Trotzdem gewann das Team von Trainer Maik Machulla in Hannover mit 33:26 (18:16), was sehr souverän erscheint, aber 20 Minuten lang doch eine Zitterpartie war.

Ganze elf Spieler brachten gestern das Kunststück zustande. Der neu verpflichtete Linkshänder Alexander Petersson hatte im Abschlusstraining einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel erlitten und blieb ebenso in Flensburg wie Simon Hald und Magnus Holpert, die von Erkältungen lahmgelegt wurden. „Es ist sensationell, wie die Mannschaft Ausfälle kompensiert – das macht mich sehr stolz“, stellte Machulla nach dem Erfolg fest, mit dem die SG die Tabellenführung untermauerte.

Es war ein Triumph des Teamgeistes und doch fiel ein Protagonist besonders auf. Am 4. Oktober hatte Lasse Möller sein erstes Bundesligaspiel bestritten. Es folgten eine Handoperation und vier Monate Pause. Bei seinem zweiten HBL-Einsatz spielte der 24 Jahre alte Däne wie ein abgebrühter Routinier. Acht Tore waren Möllers Beitrag zu wertvollen zwei Punkten. Hannovers Torhüter Dominic Ebner, der gegenüber den Flensburger Keepern leicht die Nase vorn hatte, staunte über den Halblinken: „Möller hat den Unterschied gemacht. Seine Bewegungsabläufe sind voll krass.“

Möller war die unorthodoxe Antwort auf Hannovers unorthodoxe Abwehrarbeit – einfach nicht auszurechnen. „Er sieht immer ein bisschen lässig aus, aber er hat die unglaubliche Qualität, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, lobte Trainer Machulla. Möller selbst dankte ganz bescheiden dem Team: „Ich kriege gute Möglichkeiten. Meine Mitspieler sind so gut, dass ich nur den letzten Wurf machen muss.“ Naja, etwas mehr war es schon. Möller brachte die Wende, als er nach zwölf Minuten für Göran Sögard kam. Der Norweger hatte viel Wirbel gemacht und drei Tore erzielt, aber auch etwas überhitzt drei Bälle weggeworfen.

 

Machulla rief nach 14 Minuten zum ersten Timeout, weil die 5:1-Abwehr nicht funktionierte, für die er sich angesichts des durch den Ausfall von Hald erneut gesprengten Innenblocks entschieden hatte. Hannover enteilte mehrmals mit drei und beim 10:6 und 11:7 (18.) sogar mit vier Toren, bevor sich die SG in der angestammten 6:0-Formation mit Johannes Golla und Magnus Röd im Abwehrzentrum sortiert hatte. Die von Jim Gottfridsson kreativ gesteuerte Offensive knackte die TSV-Abwehr: Zweimal Golla und zweimal Möller besorgten das 11:11 (21.) und beim 12:12 gab es zum letzten Mal in dieser Partie den Gleichstand.

Der Spitzenreiter behielt danach souverän die Kontrolle. Johannes Golla hielt mit seiner beeindruckenden Physis 60 Minuten durch. Und Co-Trainer Mark Bult, aus der Not heraus nominiert, musste nicht als Linkshänder aushelfen, weil Mads Mensah nach der Pause von der Bank kam. Der Rückraum mit drei Rechtshändern war gut genug, um Röd im Angriff Pausen zu ermöglichen.

Spätestens beim 25:20 für die SG nach 42 Minuten war die Richtung, in die sich diese Partie bewegte, nicht mehr umkehrbar.

Das für Donnerstag angesetzte Spiel der SG in der Champions League beim FC Porto wurde wegen der Corona-Reiseregularien abgesagt.

TSV Hannover-Burgdorf: Ebner, Lesjak (25.-38.) – Cehte (1), Martinovic (3/1), Mävers (2), Hansen (3), Pevnov (4), Jönsson (2), Böhm, Krone, Donker, Hanne (2), Brozovic (4), Feise, Büchner (5).

SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud (ab 22.) – Golla (4), Svan (1), Wanne (5/2), Jöndal (n.e.), Steinhauser (3), Mensah (2), Sögard (3), Gottfridsson (5), Bult (n.e.), Möller (8), Röd (2).

SR: Schulze/Tönnies (Magdeburg). – Zeitstrafen: 2:2. – 7m: 1/1:3/2.