SG Flensburg-Handewitt will Warnsignale noch früher erkennen

Was können wir aus Verletzungen lernen? Was können wir besser machen? Haben wir überhaupt etwas falsch gemacht? Diese Fragen beschäftigen Michael Döring, den Athletiktrainer des Handball-Vizemeisters SG Flensburg-Handewitt, ununterbrochen. „Das ist ein ständig andauernder Prozess“, sagt Döring, der von Coach Maik Machulla 2018 ins Trainerteam geholt wurde. „In den zwei Meisterjahren hatten wir viel Glück und kaum Verletzte. Aber wir wussten immer, dass es auch mal anders aussehen kann“, denkt Döring zurück.

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Unfälle oder Verletzungen mit Vorgeschichten

In der Vorsaison war es soweit, die SG war vom Pech verfolgt. Johannes Golla brach sich den Mittelfuß, bei Jacob Heinl riss das Innenband, gleich zu Saisonbeginn erlitt Lasse Möller einen komplizierten Handbruch, im Dezember zog sich Franz Semper einen Kreuzbandriss zu, wenig später wurden bei Heinl und Möller Knorpelschäden festgestellt. Kleinere Blessuren sind gar nicht erwähnt.

Natürlich hinterfragten sich Döring und Co. bei der Fülle von Ausfällen.

 

Muskelverletzungen wie bei Benjamin Buric seien hingegen die Ausnahme gewesen. „Deshalb werden wir uns nicht neu erfinden“, sagt der 44-Jährige.

Der Fokus hat gelitten

Er führt viele Gespräche mit Athletiktrainern anderer Clubs und mit Sportwissenschaftlern. Alle sind sich einig: Der Fokus der Profis hat in der vorigen Saison unter Corona-Einschränkungen gelitten. Das wiederum erhöhte das Risiko immens. „Jede Verletzung ohne Körperkontakt ist die Folge eines koordinativen Defizits durch Müdigkeit und fehlenden Fokus. Der Leistungssport lebt von Fokus und Konzentration. Beides war schwer aufrechtzuerhalten, weil es so viele Themen neben dem Handball gab. Spiele sind ausgefallen, Reisen wurden verschoben, Quarantäne, es gab Tränen, weil manche Jungs Weihnachten nicht nach Hause konnten“, erklärt Döring.

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„Noch mehr reinhorchen“

Um nach den Olympischen Spielen, die für zehn SG-Profis eine ordentliche Vorbereitung mit Grundlagenarbeit unmöglich machten, ein weiteres Seuchenjahr zu verhindern, brauche es auch Glück wie in den Meisterjahren. Jedoch begann die neue Saison gleich mit neuen Hiobsbotschaften – siehe Magnus Röd. Das Flensburger Trainerteam hat sich auf die Fahne geschrieben, „noch mehr reinzuhorchen, noch mehr von den Jungs zu erfahren, um Warnsignale früher zu erkennen“, so Döring. Bei Neuzugängen wolle man vorab noch mehr über ihren körperlichen Zustand erfahren.

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