THW Kiel greift nach der Schale – SG Flensburg-Handewitt hofft auf Ausrutscher

Es ist der ultimative Showdown! Am letzten Spieltag der Handball-Bundesliga machen am Sonntag ab 15.30 Uhr (Sky) Spitzenreiter THW Kiel und Verfolger SG Flensburg-Handewitt die Deutsche Meisterschaft unter sich aus. Die besseren Karten hat der um einen Punkt bessere THW, der allerdings bei den Rhein-Neckar Löwen die kompliziertere Aufgabe zu lösen hat als die Flensburger, die vor 2300 Zuschauern HBW Balingen-Weilstetten empfangen.

Liveticker: SG oder THW – wer holt sich die Meisterschaft?

„Es wird ein geiler Sonntag“, frohlockt Harald Reinkind. Dass es nach der abgebrochenen Vorsaison diesmal ein Finale furioso gibt, freut auch den Kieler Leistungsträger, mit 132 Toren drittbester THW-Schütze. Der Norweger hat sich bei seinen Ex-Kollegen aus Mannheim erkundigt, wie groß wohl die Motivation noch sein werde. Es gebe nichts zu verschenken, wurde ihm versichert. „Die wollen auch einen guten Abschluss“, sagt Reinkind.

Sein Teamkollege Steffen Weinhold meint:

 

 

Flensburg auf der letzten Rille

Ebenfalls mit breiter Brust, aber auch mit müden Muskeln und schmerzenden Knochen gehen die Flensburger parallel ins Saisonfinale gegen die bereits geretteten Balinger. „Die letzten 60 Minuten schaffen wir auch noch“, ist sich Jim Gottfridsson sicher. Der Schwede ist ein Sinnbild für den Zustand der SG: der Akku leer, die Moral intakt. Der am Sprunggelenk verletzte Spielmacher wird wohl am Sonntag auf die Zähne beißen und mit dem letzten Tropfen Benzin die Schlussetappe bestreiten. Gleiches gilt für den angeschlagenen Göran Sögard.

Weiterlesen: Gegen alle Widerstände: Der Titeltraum der SG Flensburg-Handewitt lebt

„Wer laufen kann, spielt“, sagt Trainer Maik Machulla mit Galgenhumor. Seiner Vorfreude auf das „Endspiel“ tut die große Personalnot keinen Abbruch. Schließlich ist es das dritte Mal in Folge – die abgebrochene Saison 2019/2020 mal ausgenommen –, dass seine SG am letzten Spieltag um die Meisterschale spielt. „Das macht mich stolz. Ich hoffe, dass unsere Fans noch einmal ein tolles Spiel von uns sehen.“

Seine Titelhoffnungen sind zwar sehr gedämpft, „da der THW gegen Lemgo deutlich gemacht hat, wie fokussiert er ist“. Ganz abgeschrieben hat Machulla den Meistertitel Nummer drei seiner Trainerkarriere („Vielleicht glückt Andy Schmid und Co. ja einen Gala“) nicht.

Fan-Augen auf dem Liveticker

„Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und nicht auf den THW gucken“, sagt Lasse Svan. Der SG-Kapitän weiß aber:

 

Auch Coach Machulla will sich auf das Spiel seiner Mannschaft konzentrieren und keinen Liveticker nebenbei laufen haben. Er vermutet aber auch: „Es werden 2300 Leute in der Halle ein Handy in der Hand haben. Wenn etwas Außergewöhnliches passiert, werden wir es mitbekommen.“

Rund um den letzten Spieltag

  • Der Tabellenstand vor dem letzten Spieltag weist den THW als Spitzenreiter aus. Daher wird die Meisterschale im Original beim Kieler Gastspiel in Mannheim sein, um gegebenenfalls von HBL-Präsident Uwe Schwenker und Geschäftsführer Frank Bohmann überreicht zu werden. Klaus Elwardt aus dem HBL-Präsidium (Beisitzer 1. Liga) weilt mit Duplikat und Medaillen in Flensburg.
  • Ausgangslage: Dem THW reicht bei den Rhein-Neckar Löwen ein Punkt zur Titelverteidigung. Die SG wird  nur bei einem eigenen Sieg und einer Kieler Niederlage Meister.
  • Zum Saisonfinale gibt es einen gemeinsamen Liveticker von beiden Spielen auf www.shz.de/meisterschaft

 

Kommentar von Jannik Schappert

Egal, wer am Sonntag Deutscher Meister wird: Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt und des THW Kiel sind Champions. Sie haben in dieser außergewöhnlichen Saison unter Corona-Bedingungen grandiosen Sport geboten. Als es im Oktober losging, war die einhellige Meinung, dass der Titelgewinner diesmal nicht mit unter zehn Minuspunkten davonkommt – von wegen! Konkurrenz im Meisterrennen? Nicht vorhanden. Der Rest der Liga? Ganz weit weg. Die Nordclubs marschierten vorneweg und bescheren den Handball-Fans in Schleswig-Holstein ein Finale mit der ultimativen Zuspitzung. Als Sportromantiker kann man sich nichts Schöneres wünschen.