THW Kiel scheitert im Halbfinale überraschend am TBV Lemgo

Harald Reinkind zog sich das Trikot über den Kopf, wollte nichts mehr sehen und hören. Niclas Ekberg sank mit leerem Blick zu Boden und musste von seinem Torhüter Niklas Landin getröstet werden – während die Handballer des TBV Lemgo Lippe am Donnerstag ihren 29:28 (11:18)-Sensationssieg im Halbfinale des DHB-Pokals über den scheinbar übermächtigen THW Kiel ausgelassen feierten, saß der Schock über das Ausscheiden bei den „Zebras“ tief.

Das Team von Trainer Filip Jicha hatte damit nicht nur die Chance auf den zwölften Triumph im nationalen Pokal verpasst, auch der Traum vom verspäteten dritten historischen Triple nach 2007 und 2012 war dahin.

 

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THW volll auf Kurs

Zur Pause schien der Finaleinzug des THW, bei dem Patrick Wiencek nur 22 Tage nach seinem Wadenbeinbruch für einige Minuten sein Comeback feierte, beschlossene Sache zu sein. Vor „nur“ etwas mehr als 1600 Zuschauern – 2000 waren  zugelassen – gingen die Kieler von Beginn an konzentriert zu Werke. Die 3:2:1-Abwehr mit Domagoj Duvnjak auf der Spitze provozierte immer wieder unvorbereitete Würfe und technische Fehler der Lemgoer. Die  Ballgewinne nutzten Duvnjak und Co. zu Gegenstößen und einfachen Toren. 4:2, 9:5, 11:6 (19.), 18:11 – der THW schien auf Kurs Endspiel.

Zusammenbruch aller Systeme

Doch mit dem Wiederanpfiff nahm die Partie eine ganz andere Richtung. Nach dem 24:18 (41.) brachen sämtliche Systeme beim Favoriten zusammen. In den letzten 20 Minuten gelangen nur noch vier Treffer. Nicht Welthandballer Niklas Landin im THW-Tor wurde zum entscheidenden Faktor, sondern Lemgos Peter Johannesson.

Selbst das 27:24 durch Steffen Weinhold acht Minuten vor dem Abpfiff brachte keine Sicherheit.  „Der Druck wurde  immer größer. Wir haben viele Situationen schlecht gelöst“, meinte Jicha. Während der Favorit verkrampfte, spielte sich der TBV in einen Rausch. Bjarki Elisson sorgte beim 28:27 (57.) für die erste Führung des Außenseiters nach dem 1:0.  Weinhold traf zwar zum Ausgleich. Doch das 29:28 durch Andreas Cederholm konnte der THW nicht mehr kontern. Sieben Sekunden vor Schluss scheiterte Harald Reinkind an Johannesson – die Sensation war perfekt.

Im Finale trifft Lemgo am Freitag (17.30 Uhr/ARD) auf die MT Melsungen, die im zweiten Halbfinale 27:24 gegen die TSV Hannover-Burgdorf gewann.

TBV Lemgo Lippe: Zecher, Johannesson – Elisson (6/3), Kogut (2), I. Guardiola (2), Simak (1), Carlsbogard (3), Theuerkauf (2), Schagen (6), Timm, Zerbe, G. Guardiola (3), Cederholm (2), Reimann, Baijens (2)
THW Kiel: N. Landin, Quenstedt  – Ehrig (1), Duvnjak (4), Sagosen (3), Reinkind (2), M. Landin, Sunnefeldt, Weinhold (4), Wiencek, Ekberg (6/1), Ciudad Benitez, Dahmke, Zarabec (2), Horak, Pekeler (6)
Schiedsrichter: Hartmann/Schneider (Barleben/Magdeburg)
Zeitstrafen: 2:3
7m: 3/3:2/1