Washington statt Kairo: Ty Reeds zerplatzter WM-Traum

Ein für Ty Reed „völlig verrückter Tag“ endete am Dienstagabend mit der harten Gewissheit: Die USA müssen nach einem massiven Corona-Ausbruch auf die WM-Teilnahme verzichten. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte der Handballer aus dem Oberliga-Team der SG Flensburg-Handewitt, „denn wir wollten den Amerikanern unseren Sport unbedingt auf der größten Bühne präsentieren“. Statt nach Kairo flog der negativ getestete Ty Reed am Mittwoch unverrichteter Dinge zurück zu seiner Frau nach Washington.

Große Trauer im Team

Keine 100 Kilometer von Flensburg entfernt hatten sich die US-Boys im dänischen Ribe auf ihre erste WM-Teilnahme seit 20 Jahren vorbereitet. Am Montag war die Welt noch in Ordnung, am Dienstag ließen 18 positive Tests bei Spielern, Trainer Robert Hedin und Angehörigen des Stabs eine dunkle Wolke über das US-Team ziehen. Erste Pläne, mit einem Mini-Kader an den Nil zu reisen und diesen im Turnierverlauf aufzufüllen, wurden ad acta gelegt. Mehr als Kanonenfutter für Topfavorit Norwegen, Frankreich und Österreich wäre die dezimierte Mannschaft, die auch in voller Besetzung als krasser Außenseiter galt, wohl nicht gewesen. Der WM-Traum – zerplatzt. „In der Mannschaft herrschte große Trauer, aber die Gesundheit hat Priorität“, meinte Ty Reed.

Der 28 Jahre alte Rechtsaußen, der erst seit sieben Jahren Handball spielt und seine Karriere seit eineinhalb Jahren mit Hilfe eines Förderprogramms für Amerikaner in Flensburg vorantreibt, hofft, dass sein Land 2023 in Polen und Schweden erneut dabei ist.

 

Das sagte der 1,92 Meter große Modellathlet.

ESPN hätte live übertragen

Für die WM in Ägypten hatten die USA dank ihres attraktiven Heimatmarktes – die Live-Präsenz auf dem nationalen Sportsender ESPN versprach ein Millionenpublikum – eine Wildcard erhalten. Handball soll in den USA im Vorwege der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles unbedingt populärer werden. „Nur wenige Leute kennen den Sport. Aber wenn sie sehen, wie schnell und athletisch er ist, dann lieben sie ihn“, weiß Ty Reed.

In zwei Jahren soll die Qualifikation auf sportlichem Wege klappen. „Wir wollen zeigen, dass sich der Handball in unserem Land in die richtige Richtung entwickelt“, so der Linkshänder. Das von Robert Hedin, bekannt aus seiner Zeit bei der MT Melsungen und als norwegischer Nationalcoach, trainierte Team ist gespickt mit Spielern mit doppelter Staatsbürgerschaft, die in Europa aktiv sind.

Zurück in die Heimat zur Ehefrau

Ty Reed hofft nun zunächst, bald nach Flensburg zurückkehren und um Oberliga-Punkte kämpfen zu können. Ob der 28-Jährige über den Sommer hinaus für die SG spielt, steht noch nicht fest. Klar ist für Ty Reed nur: „Ich will das mit dem Handball noch ein paar Jahre machen.“ Denn den WM-Traum hat er noch lange nicht begraben.