SG Flensburg-Handewitt läuft schon wieder auf der letzten Rille

Punkt gewonnen oder Punkt verloren? So richtig einordnen konnten die Handballprofis der SG Flensburg ihr 29:29 (12:13) bei den Rhein-Neckar Löwen nicht. Legt man die Umstände zugrunde, können die Flensburger das Ergebnis durchaus als Erfolg werten. Gemessen an ihren Ansprüchen und Zielen ist jedoch der eine Zähler im Rennen um Champions-League-Platz zwei zu wenig. Ein Zwiespalt der Gefühle.

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Kevin Möller und der „Riesenspaß“

Einig waren sich aber alle Beteiligten nach den dramatischen 60 Minuten in der Mannheimer SAP-Arena: Es war eine aufregende und sehenswerte Bundesligapartie. „Beide Teams haben voll durchgezogen, das war ein Riesenspaß“, sprach der überragende SG-Torhüter Kevin Möller von einem „Top-Spiel“, obwohl am Sonnabend nur der Zehnte den Vierten empfing.

Direkt nach dem Abpfiff überwog bei den Flensburgern ganz klar die Freude, da Johannes Golla mit dem 29:29 den Gästen in fast letzter Sekunde zumindest einen Punkt gerettet hatte. Endlich mal in der Crunchtime etwas Positives und keine bittere Pille für die SG.

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Beim anschließenden Jubelkreis wurde ein Spieler besonders gefeiert: Kevin Möller. Mit sagenhaften 25 Paraden – das ist Bundesliga-Saisonrekord – war der dänische Nationaltorhüter der Vater des schwer erkämpften Punktes. „Kevin hat uns sehr geholfen“, lobte Trainer Maik Machulla, der hinzufügte:

Bleibt die Frage: Warum hat es nicht zum Sieg gelangt? An einem Abend, an dem der Torhüter fabelhaft hält, die Außen (Wanne und Steinhauser) sicher treffen, die Abwehr leidenschaftlich verteidigt und man nach 43 Minuten mit 23:20 führt, sollten eigentlich am Ende zwei Punkte herausspringen.

Noch keine Diagnose bei Gottfridsson und Mensing

Dazu kam es aber nicht – aus diversen Gründen. „Es haben sich uns wieder viele Dinge in den Weg gestellt“, sagte ein genervter SG-Coach. Und meinte damit die personellen Hiobsbotschaften, die ihn permanent zum Improvisieren zwangen: Ein Teitur Einarsson, der mit Grippe kurzfristig ausfiel. Die anderen beiden Rückraum-Linkshänder Franz Semper und Magnus Röd, die mental und körperlich nicht auf der Höhe sind. Ein Jim Gottfridsson, der humpelnd und nur temporär mit 70 Prozent agierte. Und dann auch noch ein Aaron Mensing (Foto), der sich kurz nach der Pause am Fuß verletzte und ausschied.

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Ob Gottfridsson und Mensing am Donnerstag (18.45 Uhr) im Champions-League-Achtelfinale bei Pick Szeged bei der Verteidigung des 25:21-Polsters helfen können, war am Sonntag noch unklar. Eine Diagnose steht aus.

Schnelle Läufe gegen die SG – ein bekanntes Problem

Mitte der zweiten Halbzeit gerieten die Flensburger innerhalb von vier Minuten (!) von 23:20 auf 24:26 ins Hintertreffen. In dieser Phase war offensichtlich, dass die Gäste kräftemäßig auf der letzten Rille fuhren. Möller hielt zwar weiter famos, aber die SG-Abwehrspieler bekamen fast keinen Abpraller zu fassen – und die Löwen somit häufig eine zweite Chance.

Die Schlussphase verlief hochspannend. Beim Stande von 28:28 nahm sich der König der Löwen, Andy Schmid, 20 Sekunden vor Schluss ein Herz und warf den Ball aus der zweiten Reihe ins Tor. Im finalen Angriff blieb es SG-Kreisläufer Johannes Golla vorbehalten, zwei Sekunden vor Ultimo auf Anspiel von Gottfridsson den Ausgleich zu erzielen und so zumindest einen Zähler zu sichern.

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