SG Flensburg-Handewitt: Schwere Zeiten, schwere Gegner

Welch ein wehmütiger Blick: Als Maik Machulla am Freitag während der Trainingseinheit vor dem Bundesligaspiel beim HSV Hamburg (Sonntag, 16 Uhr) kurzzeitig in die Ecke schaute, wo sich die verletzten oder angeschlagenen Spieler tummelten, musste der Coach der SG Flensburg-Handewitt kräftig schlucken. Dort hatten sich Jim Gottfridsson, Göran Sögard, Magnus Röd und Lasse Möller versammelt – ein Rückraum-Quartett, mit dem man Deutscher Handball-Meister werden könnte.

Weiterlesen: SG-Chef Boy Meesenburg fordert: „Trainer muss auf den Tisch hauen“

Könnte – aber wohl nicht wird. „Unsere ohnehin schon kritische Lage entspannt sich nicht, sondern verschärft sich noch weiter“, sagt Machulla angesichts eines möglichen Ausfalls von Jim Gottfridsson, der beim Training wegen anhaltender Schmerzen im rechten Sprunggelenk, eine Hypothek aus der vergangenen Saison, passen musste. Der Einsatz des Flensburger Dreh- und Angelpunktes am Sonntag in der Barclaycard-Arena: stark gefährdet.

So musste Machulla dann beim Training auch schon mal mit der Angriffsformation Aaron Mensing, Franz Semper und Blitz-Ausleihe Julius Meyer-Siebert den Ernstfall proben. Ein Trio, das eigentlich aus unterschiedlichen Gründen viel weniger Verantwortung und auch Spielzeit hätte tragen und bekommen sollen.

Viele mentale Nackenschläge

Es kommt derzeit knüppeldick für den deutschen Vizemeister. Im Gegensatz zur vorherigen Saison, als die SG trotz großer Personalnot sportlich sehr erfolgreich war, kassiert sie nun mentale Nackenschläge wie das Pokal-Aus gegen Erlangen – was den Spaßfaktor auf niedrigem Niveau verharren lässt und nicht als dringend benötigter Energieschub dient. Da fällt es immer schwerer, nicht die Flinte ins Korn zu werfen.

Doch das sei keine Option, betont Machulla. Er sagt:

Das gelte natürlich auch für das Nordderby am Sonntag in Hamburg, wo seine Mannschaft auf einen „alles anderer als normalen Aufsteiger“ trifft. Der SG-Trainer ist beeindruckt von der bisherigen Performance der Hanseaten und ist sich schon jetzt sicher: „Der HSV wird nichts mit dem Abstieg zu tun haben.“

Auch interessant: HSV Hamburg knapp am Pokal-Coup vorbei

Am Mittwoch zog die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen im Pokal nur haarscharf den Kürzeren (28:29) gegen die hoch gehandelten Füchse Berlin. Zuvor hatte sie schon in der Bundesliga einige gute Ergebnisse erzielt und mit einem 32:27-Sieg über die Rhein-Neckar Löwen für richtig Furore gesorgt. „Eine gute Mischung aus jungen, wilden und alten, erfahrenen Spielern“, hat Machulla beim Gegner ausgemacht. Besonders beachtenswert im Kader: Torhüter-Legende Johannes Bitter und der 2,05 Meter große Rückraumschütze Azat Valiullin.

Danach warten Kielce, Magdeburg und Veszprem

Sollte „MVP“ Gottfridsson am Sonntag ausfallen, würden noch mehr Verantwortung und Belastung auf den dann einzig verbliebenen Spielgestalter Mads Mensah lasten und zukommen. Ein Teufelskreis, nicht nur für den Dänen. Denn: Die kommenden zwei Wochen werden aus SG-Sicht brutal: schwere Gegner (Kielce, Magdeburg, Veszprem), verbunden mit anstrengenden Reisen. Erfolgserlebnisse sind dabei nicht unbedingt programmiert. Sorgenvoll meint Maik Machulla deshalb: „Da reitest du diejenigen, die ohnehin schon aus dem letzten Loch pfeifen, komplett runter.“