Saison durch Gehaltsverzicht? Handball hofft auf Solidarität

Stuttgart (dpa) – In der Coronavirus-Krise setzt die Handball-Bundesliga (HBL) neben staatlicher Unterstützung auch auf ein Entgegenkommen ihrer Profis.

Einige Vereine haben angesichts der sich zuspitzenden finanziellen Lage bereits Kurzarbeitergeld beantragt, wie Geschäftsführer Bob Hanning von den Füchsen Berlin nach einer Telefonkonferenz der 18 Clubs der Deutschen Presse-Agentur sagte: «Wir haben beschlossen, dass wir nur eine Chance haben zu überleben, wenn Spieler und Sponsoren ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten.» Zudem hält die HBL am Beschluss ihres Präsidiums fest, die derzeit bis mindestens Ende April ausgesetzte Saison nach Möglichkeit zu Ende zu spielen.

Auch das Finalturnier um den DHB-Pokal in Hamburg soll weiter stattfinden und ist auf den 27. und 28. Juni verschoben worden. Alle bisher erworbenen Tickets behalten ihre Gültigkeit. Die Clubs stünden allerdings «wie viele andere Unternehmen vor nie da gewesenen Herausforderungen», heißt es in einer HBL-Mitteilung. Um den wirtschaftlichen Schaden so klein wie möglich zu halten, wollen die Vereine unter anderem ihre Spieler zu einem Gehaltsverzicht bewegen.

«Ohne das ist es, glaube ich, kaum darstellbar», sagte Hanning. «Aber es gibt eine Spielergewerkschaft, die in diese Gespräche auch mit eingebunden werden muss.» Die Höhe des Verlustes der jeweiligen Clubs lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Sollte die Saison abgebrochen werden müssen, würde er sich pro Verein ungefähr auf einen mittleren sechsstelligen Betrag belaufen.

Aber dieses Szenario soll trotz des am Montagmorgen bekannt gewordenen ersten Corona-Falls in der Liga unbedingt vermieden werden. Der dänische Nationalspieler Mads Mensah von den Rhein-Neckar Löwen hat sich mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert, wie die Mannheimer mitteilten. Der 28 Jahre alte Rückraumspieler, der sich nach eigener Aussage wieder fit und voll belastbar fühlt, sei umgehend gemeinsam mit seiner Familie in eine 14-tägige häusliche Quarantäne überstellt worden.

«Wir befinden uns in ständigem Kontakt mit unserem Mannschaftsarzt, dem Gesundheitsamt sowie den Behörden und werden alles tun, was in unserer Macht steht, um eine Verbreitung des Virus zu verlangsamen», sagte Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann. Die Mannheimer haben den Trainingsbetrieb bis auf Weiteres ausgesetzt. Mensah hatte in der vergangenen Woche grippeähnliche Symptome gezeigt und wurde anschließend getestet. Zuvor war bereits Ex-Nationalspieler Holger Glandorf von der SG Flensburg-Handewitt in Quarantäne geschickt worden, weil der Sohn des 36-Jährigen Kontakt zu einer mit dem Virus infizierten Person gehabt hatte. Beiden geht es gut.

Zentrales Thema war der Fall von Mensah bei der Telefonkonferenz aber nicht. Stattdessen ging es primär darum, wie die Clubs den drohenden Verlust von Sponsoren-, Zuschauer- und TV-Einnahmen bewältigen können. Dazu stellte die HBL den Verantwortlichen einen entsprechenden Managementplan vor. Am kommenden Mittwoch wollen sich die Clubs erneut zusammenschalten, um weiter zu beraten.