Stuttgart (dpa) – Die Handball-Bundesliga (HBL) zögert die Entscheidung über einen Abbruch der Saison wegen der Coronavirus-Krise weiter hinaus – hat sich aber eine Frist für eine mögliche Fortsetzung des Spielbetriebs gesetzt.
Spätestens am 16. Mai muss wieder gespielt werden, soll die derzeit unterbrochene Saison noch wie geplant bis zum 30. Juni zu Ende gebracht werden.
Eine Verlängerung der Spielzeit bis in den Juli oder sogar August, wie sie die EHF für die Europacup-Wettbewerbe plant, schloss die Liga nach rechtlicher Prüfung aus. Darauf einigten sich die HBL und die Clubchefs nach dpa-Informationen bei einer Videokonferenz. «Wir werden noch bis zum 20. April abwarten, danach muss eine Entscheidung fallen», sagte Sportvorstand Stefan Kretzschmar von den Füchsen Berlin.
Noch geben Liga und Clubs die Hoffnung nicht auf. Dennoch wurde auch über die Möglichkeit eines Abbruchs diskutiert. In der kommenden Woche wird das HBL-Präsidium ein Szenario vorstellen, wie die Saison in diesem Fall gewertet werden könnte. Diesbezüglich wollen Liga und Clubs weiter die politischen Entscheidungen im Zuge der Corona-Krise abwarten. Eine Fortsetzung des Spielbetriebs, der momentan bis Ende April ruht, bleibt aber weiter das Ziel.
«Ich begrüße zunächst einmal die Entscheidung der Liga, wirklich alle Möglichkeiten für einen sportlichen Abschluss der Saison zu prüfen. Wir alle möchten die Saison natürlich gerne sportlich beenden», sagte die Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen, Jennifer Kettemann, dem «Mannheimer Morgen». «Es ist aber auch klar, dass dies nicht um jeden Preis geschehen wird. Die Gesundheit wird immer an erster Stelle stehen.» Kretzschmar stufte die Chancen auf eine Fortsetzung der Spielzeit als «eher gering ein».
Aus anderen Teilen der Liga waren die Rufe nach einem Abbruch der Saison zuletzt lauter geworden. Nach dem TVB Stuttgart hatte am Donnerstag auch Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten für ein vorzeitiges Ende plädiert. DHB-Kapitän Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen äußerte sich im Sport1-Interview am Freitag zumindest skeptisch, was eine Fortsetzung angeht. «Und wenn, wäre es sehr, sehr schwierig, mit einer hohen Zuschauerzahl zu spielen. Da wären dann wahrscheinlich nur Geisterspiele eine Option – und da hat keiner Lust drauf», sagte der 33-Jährige.
Einige Clubs dürften mit Spannung darauf warten, welches Abbruch-Szenario das HBL-Präsidium vorstellen wird. Es wird dabei hauptsächlich um die Fragen gehen, wer Meister wird und wie eine für alle Clubs der 1. und 2. Liga akzeptable Auf- und Abstiegsregelung aussehen könnte.
Die wirtschaftlichen Argumente für eine Fortsetzung der Spielzeit sind dagegen eher schwach. Die Fernsehgelder, die man durch die Ausstrahlung der restlichen Spiele generieren könnte, machen nur einen geringen Anteil im Budget der Vereine aus. Da die Partien höchstwahrscheinlich ohne Zuschauer stattfinden müssten, würde ein Großteil der wichtigen Spieltags- und Sponsoring-Einnahmen dagegen wegfallen.