Personalsorgen: Spielmacher Strobel sagt für Handball-EM ab

Stuttgart (dpa) – Fünf Wochen vor EM-Beginn sind die Personalprobleme der deutschen Handballer auf der Spielmacher-Position noch ein Stück größer geworden. Bundestrainer Christian Prokop muss nun auch noch auf Routinier Martin Strobel verzichten.

«Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschieden, die Europameisterschaft im Januar nicht zu spielen», begründete der 33-jährige Strobel seine Absage in einer Mitteilung des Deutschen Handballbundes (DHB). Nach seiner schweren Knieverletzung bei der Heim-WM vor knapp einem Jahr kommt ein DHB-Comeback für Strobel zu früh. Neben Tim Suton und Simon Ernst (beide Kreuzbandriss) fällt damit der dritte Regisseur aus.

«Obwohl ich wieder einige Spielminuten in der Bundesliga bestritten habe, fühle ich mich nicht in der Lage, ein solches Turnier mit dieser Belastung und auf diesem Niveau zu spielen», sagte der Profi der HBW Balingen-Weilstetten. Anders als Strobel steht dagegen etwas überraschend der frühere Weltmeister-Torhüter Johannes Bitter (TVB Stuttgart) im erweiterten 28-er Kader für das Turnier in Norwegen, Österreich und Schweden. Stattdessen fehlt der junge Keeper Till Klimpke von der HSG Wetzlar. Auch auf den früheren Bundesliga-Torschützenkönig Matthias Musche (SC Magdeburg) sowie auf Rückraumspieler Steffen Fäth (Rhein-Neckar Löwen) verzichtet Prokop.

Die meisten Gedanken bis zum Auftaktspiel am 9. Januar in Trondheim gegen die Niederlande dürfte sich der Coach aber um seine Spielmacher-Position machen. Nach Strobels Absage wird Linkshänder Fabian Wiede (Füchse Berlin) dort wohl erste Wahl sein, darüber hinaus berief Prokop unter anderen Marian Michalczik (GWW Minden) und den erfahrenen Tim Kneule (Frisch Auf Göppingen) für die Rückraum-Mitte-Position. Ein Weltklasse-Spielmacher aber fehlt der DHB-Auswahl schon lange, mit Blick auf eine EM-Medaille als angestrebtes Mindestziel ist das die größte Schwachstelle im deutschen Team. Auf anderen Positionen sieht es deutlich besser aus.

Bis spätestens 8. Januar muss der Kader auf 16 Spieler für die Endrunde reduziert werden. Angeführt wird die DHB-Auswahl von Kapitän Uwe Gensheimer, auch Stammtorhüter Andreas Wolff dürfte seinen Platz wie die Kreisläufer Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Jannik Kohlbacher sicher haben. Spannend wird sein, ob Dario Quenstedt oder der zuletzt nicht berücksichtigte Silvio Heinevetter neben Wolff mit nach Norwegen reisen wird. Routinier Bitter dürfte dagegen nur Außenseiterchancen haben und wohl höchstens auf Abruf bereit stehen. Während des Turniers könnte Prokop mehrfach mit Spielern aus dem 28er-Kader Wechsel vornehmen.